Director GME Proving Grounds ist sein Titel, die europäischen Testgelände sind sein Revier: Dr. Matthias Schollmaier. Unter seiner Regie wird das Opel Test Center in Rodgau-Dudenhofen bis 2015 wesentlich erweitert. Schollmaier vereint Weitblick mit Detailkenntnis, wenn er sagt: „Wir müssen vorausschauend planen, um uns keine künftigen Optionen zu verbauen.“
Größte unter den vielen Baustellen ist seit Ende August eine 2,1 Kilometer lange Gerade samt Rückfahrschleifen mit geneigten Kurven. Sie ersetzt die Drei-Kilometer-Piste in Pferdsfeld – eine ehemalige Landebahn des Militärflugplatzes, von dem Opel sich jetzt zurückzieht. Die Dimension der bis zu 30 Meter breiten Geraden veranschaulicht Schollmaier so: „Da könnte problemlos eine Boeing 737 landen.“
Diese neue Strecke liegt zum ersten Mal außerhalb des angestammten Testareals und verläuft parallel zur Landesstraße. Die bisherige Zufahrt muss daher weichen, weiter nördlich entsteht ein neues Portal. Und das ist nicht alles. Knapp 35 Millionen Euro fließen bis 2015 in das südöstlich von Frankfurt gelegene Gelände. Auf dem wird auch das Verkehrsmanagement komplett umgestellt: Kameras, Boden- und Seitenantennen kommunizieren dann mit einem auf den Autokennzeichen aufgebrachten Chip.
Und Schollmaier hätte noch weitere Ideen in der Schublade. „Unsere Verkehrsanbindung hier mit Autobahnen und Flughafen ist genial“, sagt er. Diesen Trumpf würde er gerne noch stärker spielen. In die Karten schauen lässt er sich nicht, verrät aber: „Wir werden hier weiter wachsen.“ Was bislang auf den Weg gebracht ist, gibt es hier im Detail zu sehen. dt
DAS WIRD NEU IN DUDENHOFEN
1,2
NEUE ZUFAHRT UND
NEUES PORTAL / MITARBEITERPARKPLATZ
Nordöstlich der bisherigen entsteht die neue Zufahrt. Sie führt im Bogen zum neuen Portal des Test Centers. Hier wird die nötige Infrastruktur inklusive Parkplätzen geschaffen.
3
NEUE LANGE GERADE
2,1 Kilometer lang ist die Gerade, über welche die Opel der Zukunft jagen werden. An ihrer breitesten Stelle hat sie zehn Fahrspuren, die geneigten Kurven der Rückfahrschleifen erlauben auch hier eine unvermindert flotte Gangart.
4
ERWEITERTER WERKSTATT- UND
VERWALTUNGSBEREICH
Hier entstehen für die Entwickler Abgasrollenprüfstände mitsamt Werkstätten, Büros und 100 Parkplätzen. Im südöstlichen Teil werden die Chassis-Werkstatt mit einem Hochregal-Reifenlager und 60 neuen Parkplätzen gebaut.
5
SONDERHINDERNISSE
Gullydeckel aus mehreren europäischen Ländern stellen hier den Fahrkomfort auf die Probe. Der Clou: Sie sind in der Höhe verstellbar.
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NEUER CITY-KURS
Auf dem neuen City-Kurs werden typische innerstädtische Fahrsituationen simuliert.
7
ERWEITERTE HANDLING-STRECKE
Bergauf, bergab, durch enge Kurven und kurze Senken geht es in diesem Abschnitt.
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RADOM-KUPPEL
Aus Pferdsfeld hierher verlegt wird die Antennenanlage zur Messung der Signalstärke von Navi- und Radiogeräten.
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ALTE ZU- UND ABFAHRT
Wo es bisher aufs Testgelände ging, verläuft künftig die neue lange Gerade.
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HOCHGESCHWINDIGKEITS-RUNDBAHN
Die 2012 erneuerte vierspurige Steilbahn bleibt ein Highlight des Geländes. Bis zu 40 Grad Neigung erlauben bis zu 250 km / h ohne Querkräfte.
11
TRAINING-CENTER (OPC)
Dieser Parcours bleibt der Mittelpunkt von internen und externen Fahrtrainings.
Seit der ersten Testfahrt 1966 hat Opel im Rodgauer Forst ein Testgelände erster Güte entwickelt.
Rundkurs, Komfort- und Geräuschmessstrecke, Berg-, Handling- oder Marterstrecke ermöglichen intensive Fahrzeugtests. Auf den Strecken und in eigenen Gebäuden betreiben GM- und Opel-Ingenieure Entwicklungsarbeit. Auch externe Kunden können sich für Tests oder Fahrtrainings einmieten.
Rund 10.000 Menschen nutzen das Gelände jährlich. Derzeit arbeiten etwa 300 Opelaner fest in Rodgau-Dudenhofen.
HISTORIE
1903
Auf dem Rüsselsheimer Werksgelände entsteht eine 300 Meter lange ovale Fahrbahn aus Blaubasaltpflaster. In den Kurven steigt die Straße leicht an.
1916
In der Nähe des heutigen Wasserwerks „Schönauer Hof“, zwei Kilometer südlich von Rüsselsheim, plant Opel einen Rundkurs mitten im Wald. Die zwölf Meter breite ovale Strecke ist für Tests und Rennen konzipiert und so ausgelegt, dass die Autos bis zu 140 Stundenkilometer fahren können. Nach drei Jahren Bauzeit ist die insgesamt 1,5 Kilometer lange Piste fertig. Die Kurven sind bis zu 32 Grad überhöht.
1952
Auf dem Rüsselsheimer Werksgelände entsteht ein Testgelände mit einer 1,5 Kilometer langen Strecke und zusätzlichen Straßen mit verschiedenen Oberflächen. Weiterhin gibt es unter anderem eine Bergstrecke mit unterschiedlichen Steigungen.
1964
Opel kauft ein 2,6 Quadratkilometer großes Grundstück in Dudenhofen. Eineinhalb Jahre nach dem ersten Spatenstich fährt im März 1966 dort das erste Auto. Seither sind die Testfahrer jedes Jahr weit über drei Millionen Kilometer auf dem Gelände gefahren.
1992
Der stark beanspruchte Hochgeschwindig-
keitskurs wird in nur 24 Wochen komplett erneuert.
Einen Blick in die Vergangenheit kann man hier werfen:
Stichwort: Testzentrum
Dudenhofen 60er-Jahre