Die Garage als Autogramm-Archiv: An der Tür prangen mehrere Kennzeichen – von Opel-Fahrzeugen, die der Eisenacher Reinhard Schäfer besaß, aber auch von Autos, mit denen sein Sohn auf Kuba und in Florida (USA) unterwegs war. Und wo so viel Wehmut und Würdigung zusammenkommen, da ist es nur folgerichtig, den Vectra A zu postieren. Schäfer hat den einst in Eisenach gebauten Wagen nach einer dreijährigen Recherche in Schwerin gefunden und gekauft.

Die lange Suche
nach der Ziffer 6

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Der Frühling hat Eisenach erreicht. Die Sonne lächelt freundlich, als Reinhard Schäfer an diesem Samstagmittag das Garagentor öffnet. Der 53-Jährige steckt den Schlüssel in das Zündschloss und dreht ihn um, der 75 PS-Motor springt an, auf Knopfdruck fährt die elektrische Antenne aus dem Heck. Vor wenigen Minuten hat der Autoliebhaber noch die Rammschutzleisten an den Türen seines Opel angebracht. Das waren die letzten Teile, die noch gefehlt hatten.

Jetzt ist der Vectra A 1,6i GL komplett, und zwar genauso, wie der Viertürer im März 1992 in Eisenach gebaut wurde: Metallic-Lack Weinrot, 1600 Kubikzentimeter, Servolenkung, Zentralverriegelung, Schiebedach, Radio SC 202, elektrische Antenne. Die Zeitreise kann beginnen.


 

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Auto-Parade zum Eisenacher „Sommergewinn“: Deutschlands größtes Frühlingsfest ist der würdige Rahmen für den Comeback-Auftritt des Vectra A.

 

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Fürsorglich: Schäfer gönnt dem Vectra die nötige Ruhe.

 

 

„Das ist ein echter Eisenacher.“

– Reinhard Schäfer –

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Lässige Pose, stolzer Blick: Reinhard Schäfer in seinem Vectra A.

 


 


 Zur Person


Reinhard Schäfer lernt im AWE-Werk Fahrzeugschlosser und macht anschließend seinen Kfz-Meister. 1992 fängt er bei Opel in der Fertigung an, wird Teamsprecher und Mitglied im Core-Team. Seit 2009 ist er im Betriebsrat, 2013 wurde er stellvertretender Betriebsratsvorsitzender. Schäfer ist Eisenacher Fahrzeugbauer in vierter Generation, der Urgroßvater gehörte seinerzeit als Eisendreher zu den ersten Fachkräften der Branche in der Stadt. Der Stiefsohn arbeitet seit vergangenem Jahr in der Lackiererei – die fünfte Genration.

 

Drei Jahre hat Reinhard Schäfer nach einem Exemplar des Modells gesucht, mit dem Opel in Eisenach einst angetreten war. 15.000 Vectra-Einheiten wurden von Oktober 1990 bis April 1992 in der Opel-AWE-PKW GmbH montiert. Reinhard Schäfer kennt diese spannende Zeit des Wende-Umbruchs im Werk lediglich aus Erzählungen der Kollegen. „Ich selbst bin nach dem Vectra-Kapitel in Eisenach eingestiegen. Da begannen der Astra F und natürlich der Corsa B, das Geschehen an der Linie zu bestimmen.“ Privat interessieren ihn alle Kapitel und Facetten der Eisenacher Fahrzeugtradition. Wartburg, BMW und eben Opel. Als Mitglied im Automobilbau Museum bringt er an Wochenenden Besuchern die 120-jährige Historie des Eisenacher Fahrzeugbaus näher.

 

DAS MUSEUMSSTÜCK HATTE GEGENPART AUF DER STRASSE
„Dabei wurmte es mich über lange Zeit“, so Schäfer, „dass jedes Eisenacher Automodell, das im Museum ausgestellt wurde, sich auch irgendwo im Stadtbild wiederfand – nur der Vectra A nicht.“ Trotz langer Recherchen konnte Schäfer keinen Privatbesitzer für den Mittelklasse-Vertreter Made in Eisenach ermitteln. Das Museumsstück, das der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl am 5. Oktober 1990 vom Band fuhr, hatte keinen Gegenpart. „Für viele hört die Geschichte mit dem letzten Wartburg im April 1991 auf und geht mit dem Corsa weiter. Dass Opel hier aber mit der Montage des Vectra startete, ist kaum noch präsent. Das möchte ich ändern“, erklärt der Opelaner.

Im Jahr 2013 macht er sich auf die Suche. Aber weder bei ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern, noch im Bekanntenkreis wird er fündig. Im Internet findet Reinhard Schäfer Vectra A-Exemplare aus jener Zeit. Doch sie wurden entweder nicht in Eisenach gebaut, oder der Händler ist nicht bereit, unter die Motorhaube zu schauen. Denn dort kann man anhand der zweiten Fahrgestellnummer das Opel-Werk identifizieren, in dem das Auto gebaut wurde. Für Eisenach steht an entscheidender Stelle, es ist die siebte Zahl von hinten, die Ziffer „6“.

 

DER SCHWERINER FUND
Im September 2015 gibt es neue Hoffnung. Bei einem Händler in Schwerin steht ein Vectra: Baujahr, Farbe, Ausstattung, Motor, die Daten scheinen vielversprechend. Also fährt  Schäfer mit einem Transporter und Anhänger nach Schwerin. „Das muss passen“, sagt er sich. Und es passt. Auf dem Typenschild steht die „6“, produziert im März 1992, ein echter Eisenacher Vectra A. Für 750 Euro kauft Schäfer den Viertürer, „der auf den ersten Blick auch richtig gut aussah und bei nur einem Vorbesitzer nur 90.000 Kilometer auf dem Tacho hatte“, berichtet er heute. Zuhause werden alle Mängel beseitigt und das Auto in der Originalfarbe Weinrot neu lackiert. TÜV und Zulassung folgen im Februar dieses Jahres. Das Kennzeichen lautet EA-VE 90, der Beginn der Vectra-Produktion in Eisenach.


Die komplette Opel-Parade beim Eisenacher „Sommergewinn“: Reinhard Schäfer mit Vetra A (von links), Thomas Seidenstricker, Leiter Audit, mit dem Astra F, Andy Haug, Mitarbeiter Rohbau mit dem Corsa B und Adrian Rögner, Mitarbeiter im Rohbau mit dem ADAM ROCKS S.

 


„Er fährt sich deutlich weicher als die meisten Autos von Heute.“

– Reinhard Schäfer –

RARE AUFTRITTE, STOLZER BESITZER
Die erste Ausfahrt mit der Neuanschaffung führt Reinhard Schäfer an diesem Samstagnachmittag ins Eichsfeld. „Der Vectra fährt sich deutlich weicher als die meisten Autos von Heute, sehr angenehm“, schwärmt der Besitzer von seiner Zeitreise. Trotz Straßenzulassung bleibt der offenbar einzige Vectra A in Privatbesitz eines Eisenachers aber fortan die meiste Zeit in der Garage. Nur für Veranstaltungen des Museums oder von Opel kommt er heraus.

Wie zum Beispiel am 5. März zum Event „Sommergewinn“, dem größten Frühlingsfest Deutschlands. Dort fuhr der Vectra mit seinen in Eisenach produzierten Kollegen Corsa B, Astra F und ADAM ROCKS S durch die festlich geschmückte Weststadt. Mit einem stolzen Reinhard Schäfer am Steuer.

Stand März 2016

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Text: Jens Hirsch, Fotos: Marcel Krummrich