Der Opel Formel 2-Motor

In seiner mittlerweile mehr als 120-jährigen Automobil-Geschichte setzte Opel immer wieder im automobilen Rennsport Akzente. Als Stichworte mögen RAK2 (raketengetriebenes Fahrzeug aus dem Jahr 1928) und „Grünes Monster“ (so nannte sich der Rennwagen, mit dem Carl Jörns 1903 bis 1926 insgesamt 288 Siege einfuhr) auf die frühen Jahre hinweisen. In späteren Jahren machte sich Opel vor allem im Rallyesport, beim International Touring Car Championship/ITC, bei den Deutschen Tourenwagen Masters/DTM und zuletzt bei den Touring Car Racer Series/TCR einen Namen.

Darüber hinaus gab es in den 1970er-Jahren auch Ambitionen, einen Formel-2-Motor auf Opel-Basis zu bauen. Der Österreicher Kurt Bergmann war dabei die treibende Kraft.

Kurt Bergmann (l.) im September 2015 bei der Sonderausstellung „Mythos Formel V“ (im Auto sitzend Karl Holzinger).


Opel Formel 2-Bolide


Von der Formel V zur Formel 2

Der Kfz-Techniker Kurt Bergmann führte ab 1957 in Wien-Eßling einen Kfz-Betrieb (mit Opel-Servicevertrag ab 1964) und begründete mit dem „Kaimann-Team“ 1966 einen österreichischen Motorsport-Rennstall, der in der Formel V und Super V zahlreiche Erfolge verzeichnete.

Dieter Quester, Keke Rosberg, Jo Gartner, Helmut Koinigg, Harald Ertl, Helmut Marko und Niki Lauda fuhren in Kurt Bergmann’s Team ihre ersten Rennen. Kurt Bergmann erzielte in der Formel Super V zweimal die Konstrukteurs-Trophy.

Der legendäre Opel 16V-Motor


Formel 2

1947 – als Unterbau für die Formel 1 – gegründete Motorsport-Formel (u.a. mit einer Formel-2-Europameisterschaft)
Ab 1985 von der Formel 3000 und später der GP2-Serie abgelöst
Seit 2017 wird der Begriff Formel 2 wieder international verwendet; die bisherige GP2-Serie nennt sich nun FIA-Formel-2-Meisterschaft
 

Die Schwarze Witwe bei der Jochen-Rindt-Show 1969


Auch die legendäre „Schwarze Witwe“ stand in Kurt Bergmann’s Rennstall bereit. So nannte sich die von Anatole Lapin entwickelte Rennsportversion des Opel Rekord C wegen ihrer schwarzen Farbe. Sie hatte bis zu 200 PS. Erich Bitter und Niki Lauda pilotierten sie.

Fritz Indra, nachmaliger Chef der Opel- und dann der General Motors Powertrain-Vorausentwicklung, damals noch Assistent an der Technischen Hochschule in Wien, unterstützte Kurt Bergmann bei der Entwicklung seiner Aggregate.

Rennen am Flugplatz Wien-Aspern: Niki Lauda pilotierte die Schwarze Witwe.


Rennen am Flugplatz Wien-Aspern – mittendrin Niki Lauda in der Schwarzen Witwe.


16 Ventile

1972 beschloss Kurt Bergmann seinen Einstieg in die Formel 2 und wandte sich dazu an den steirischen Motorkonstrukteur Ludwig Apfelbeck, der zuvor lange Jahre für BMW gearbeitet hatte und als Spezialist für Viertakt-Zylinderköpfe mit vier Ventilen galt. Sein 1978 veröffentlichtes Buch „Wege zum Hochleistungs-Viertaktmotor“ gilt heute noch als Standardwerk.

Ludwig Apfelbeck entwickelte auf Basis von Opel-Motorblöcken einen Vierventilzylinderkopf-Motor mit zwei oben liegenden Nockenwellen. Kurt Bergmann modifizierte die Kugelfischer-Einspritzung des Motors. Der erreichte bei Drehzahlen von rund 9.500 Umdrehungen pro Minute eine Höchstleistung von etwa 295 PS.

 

Formel 2-Opel im Renneinsatz

Kurt Bergmann baute den Opel-16V-Motor in einen March 712 M ein (den er von Dieter Quester bekommen hatte) und Helmut Koinigg fuhr damit am 7. April 1974 in Hockenheim ein Formel 2-Rennen. Er erreichte den 14. Platz.

Der Opel Formel 2-Motor in eingebautem Zustand

 


Opel Formel 2-Rennwagen mit Opel-Motor


Weitere Einsätze bei Bergrennen folgten; mit den Fahrern Dieter Quester, Helmut Koinigg und Kurt Rieder. Die gewünschten Rennerfolge blieben jedoch aus. Kurt Bergmann verkaufte das Auto (ohne Motor) und beendete – 1978 – seinen Rennbetrieb, um sich auf die Führung seiner Kfz-Werkstätte zu konzentrieren. Damit blieb der Opel-Formel 2-Motor eine kurze Episode in der Opel-Motorsport-Geschichte.

 

Alles Gute zum Geburtstag!

Der „Kaimann-Team“-Begründer wirkte in späteren Jahren für die Innung des Kfz-Mechanikergewerbes als Vorsitzender der Kommission für Meister- und Gesellenprüfungen. Am 15. Jänner 2019 feierte Kurt Bergmann seinen 90. Geburtstag. Die „Opel Post“ gratuliert herzlich!

Video zum 80. Geburtstag von Kurt Bergmann: https://www.youtube.com/watch?v=EH4vWQWuMnM

Helmut Koinigg beim Autogramme-Schreiben, Kurt Bergmann (l.) schaut ihm dabei zu.

 


Eine vergoldete Version des Opel Formel 2-Motors dient in der Siegfried-Marcus-Berufsschule in Wien als Anschauungsobjekt.

 

Opel Motorsport-Geschichte

1901 Heinrich von Opel gewinnt mit dem Opel Patent Motorwagen „System Lutzmann“ das Bergrennen am Königsstuhl bei Heidelberg
1903 – 1926 Carl Jörns feiert insgesamt 288 Rennsiege – er war der erste Opel-Werksfahrer
1974 Rallyesport-Europameister-Titel für Walter Röhrl (Beifahrer Jochen Berger)
1979 Rallyesport-Europameister-Titel für Jochi Kleint (Beifahrer Gunter Wanger)
1982 Rallyesport-Europameister-Titel für Antonio Fassina (Beifahrer Rudy Dal Pozzo)
1982 Rallyesport-Weltmeistertitel für Walter Röhrl mit Co-Pilot Christian Geisdörfer im Opel Ascona 400
1994 erster Sieg von Manuel Reuter mit dem Opel Calibra V6 4×4 in Donington Park/England
1996 Manuel Reuter siegt beim International Touring Car Championship/ITC im Opel Calibra V6 4×4 und erringt darüber hinaus 9 Siege, 17 Podestplätze, die Markenwertung für Opel und den Fahrertitel
1997 Nach dem Aus der ITC startet Opel mit dem Vectra 2.0 l in der Supertourenwagen-Meisterschaft/STW
1998 Markenmeisterschaft in der STW
1999 Uwe Alzen erringt in der STW den Vize-Fahrertitel
2000 Manuel Reuter wird Vizemeister bei den Deutschen Tourenwagen Masters/DTM im Opel Astra V8 Coupé
2003 Manuel Reuter/Timo Scheider/Marcel Tiemann/Volker Strycek siegen beim 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife
 2012 Start ADAC Opel Rallye Cup und (in Österreich) Opel Corsa OPC Rallye Cup
2013 Erweiterung des ADAC Opel Rallye Cups und des Opel Corsa OPC Rallye Cups um einen ADAM Cup (mit dem ADAM R2)
2015 Rallyesport-Europameister-Titel für Emil Bergkvist (Beifahrer Joakim Sjöberg)
2016 Mit dem Opel Astra TCR kehrt Opel auf die Rundstrecke zurück (Touring Car Racer Series/TCR)
2018 Der Österreicher Harald Proczyk gewinnt mit dem Opel Astra TCR den Meistertitel bei den ADAC TCR Germany

 

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Text: Kristin Engelhardt, Fotos: Franz Neumayr/picturedesk.com, Technisches Museum Wien, Karl Manschein, Armin Rauschenberger,