A family affair for 113 years: Olaf and Alexandra Dobberkau are the fourth generation to run the driving school. The first learner drivers learned to drive an Opel Doppel-Phaeton 12/14 PS, today the Mokka Electric is used.

Deutschlands älteste
Fahrschule fährt Opel

Als die Automobilität noch in den Kinderschuhen steckte, gab es kaum Verkehrsregeln. Bis auf eine: „Größere Gefährte haben Vorfahrt.“ So ist es im Kraftfahrer-Lehrbuch festgehalten. „Vielleicht hat sich mein Uropa aus diesem Grund für dieses Opel-Modell entschieden“, mutmaßt Olaf Dobberkau beim Anblick des imposanten Doppel-Phaeton aus der Sammlung von Opel Classic. Viel Blech, üppig Messing, ordentlich Platz auf zwei Sitzreihen – das ausladende Modell 6/16 PS wird nicht umsonst der „große Bruder des Doktorwagens“ genannt, dem die meist kleineren Modelle gemäß der Regel Vorfahrt gewähren mussten.

Denn mit einem ganz ähnlichen Opel-Modell fing vor 113 Jahren alles an: Olaf Dobberkaus Urgroßvater Fritz Mann gründete 1910 in Suhl eine Fahrschule, das erste Fahrschulauto war ein Opel 12/14 PS – demjenigen aus der Classic Sammlung sehr ähnlich. Olaf Dobberkau selbst repräsentiert bereits die vierte Generation, die Männern und Frauen zum Führerschein verhilft: Damit ist die Fahrschule Gebr. Dobberkau e.K. die Älteste noch bestehende Deutschlands. Auch der Marke aus Rüsselsheim ist der Betrieb treu geblieben: Olaf Dobberkau ist zusammen mit seiner Frau Alexandra mit dem neusten Modell der Fahrschulflotte an den Stammsitz gekommen, einem Opel Mokka Electric.

Foto von 1910 aus dem Familienarchiv: Es zeigt Fritz Mann mit einem seiner ersten Fahrschüler in einem Opel 12/14 PS – er selbst sitzt in zweiter Reihe, der Fahrschüler am Lenkrad. Die ersten Schüler, die auf dem stattlichen Fahrzeug fahren lernten, waren Schlosser und Mechaniker. Die Prüfung bereitete die angehenden Chauffeure auf ihren Beruf vor.
Vor dem ersten Weltkrieg gab es im Opel-Programm etliche Typen, die sich sehr ähnelten. Der 6/16 aus der Rüsselsheimer Classic Sammlung kommt dem ersten Fahrschulauto von Fritz Mann recht nahe. Olaf Dobberkau nahm wie sein Uropa auf dem Rücksitz Platz, Classic-Mitarbeiter Werner Bachmann fungierte als Fahrschüler.

Wer 1910 die Fahrprüfung bestehen wollte, musste vor allem eines können: schrauben.

„Mein Uropa hatte offenbar ein feines Gespür dafür, dass die Fahrausbildung ein beständiges Geschäftsmodell sein könnte“, erzählt Olaf Dobberkau bei seinem Besuch in Rüsselsheim. Fritz Mann führte bereits einen Fuhrbetrieb – natürlich mit Opel-Modellen – und eine Werkstatt als er 1910 die Fahrschule gründete, sofort nachdem eine Führerscheinprüfung in Deutschland erstmals Pflicht wurde. Und wer vor 113 Jahren die Prüfung bestehen wollte, musste vor allem eines können: schrauben.

Als Pannen Alltag waren

„Die Straßen waren schlecht, Luftreifen und Speichenräder empfindlich. Pannen gehörten zum Autofahren dazu. Der Frage, wie man den Wagen wieder flottbekommt, wurde daher weit mehr Bedeutung beigemessen als irgendwelchen Vorfahrtregeln“, erklärt Olaf Dobberkau. Auch die Anforderungen an die Fahrkünste seien gering gewesen: „Die Prüflinge mussten lediglich ein paar unfallfreie Runden auf dem Hof drehen.“


„E-Autos boomen auch in der Fahrausbildung“

Herr Dobberkau, Fahrschüler können bei Ihnen Fahrstunden nicht nur mit dem Mokka absolvieren, sondern auch rein batterieelektrisch mit dem Opel Mokka-e – wieso?
E-Autos boomen auch in der Fahrausbildung: Etwa die Hälfte unserer Fahrschüler möchte bereits heute die Fahrprüfung auf einem Elektroauto absolvieren – Tendenz steigend. Auch der Gesetzgeber hat darauf reagiert beziehungsweise dazu beigetragen.

Inwiefern?
Seit dem 1. April 2021 ist es möglich, den Praxis-Teil der Führerscheinprüfung auf einem Fahrzeug mit Automatikgetriebe, also auch einem E-Auto, zu absolvieren – und zwar ohne dass es eine Beschränkung für das Fahren eines Pkw mit manueller Schaltung gibt. Einzige Voraussetzung: Der Fahrschüler muss mindestens zehn Fahrstunden mit einem Schaltfahrzeug machen, außerdem muss er bei einer Testfahrt nachweisen, dass er das Schalten beherrscht. Zur eigentlichen Praxisprüfung kann er dann in ein E-Auto mit Automatikschaltung steigen.

Die Zukunft der Fahrschulausbildung ist also bald größtenteils elektrisch?  
Definitiv, und zwar in naher Zukunft. Deshalb setzen wir in der Ausbildung auf den batterieelektrischen Mokka Electric. Zukunftsdenken ist bei uns im Unternehmen ohnehin fest verankert: „Wer sich nicht verbessert, hat aufgehört gut zu sein!“, lautet unser Leitspruch. Es ist das Erfolgsrezept, das den Betrieb durch inzwischen 113 zum Teil sehr turbulente Jahre geführt hat. So gehören nicht nur E-Autos zu unserer Flotte. Wir stellen uns auch bei der Energieversorgung zukunftssicher auf: Wir heizen via Wärmepumpe, kombiniert mit Photovoltaik samt Energiespeicher. Die Anlage liefert auch den Strom zum Laden unserer E-Autos.

Olaf Dobberkau ist Inhaber von Deutschlands ältester noch bestehender Fahrschule.

Die Straßenverkehrsordnung hat sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder dem technischen und gesellschaftlichen Fortschritt angepasst: Die Höchstgeschwindigkeit von 15 km/h für Kraftfahrzeuge wurde ebenso abgeschafft, wie die bis 1958 gültige Regelung, dass Frauen zum Führerscheinerwerb die Erlaubnis ihres Ehemannes benötigen. „Heute ist es die Elektromobilität, die einen großen Einfluss auf die Inhalte der Ausbildung hat“, sagt Olaf Dobberkau (siehe auch Interview), der seit fast 40 Jahren Fahrschüler zum Führerschein begleitet. Sie lernen im Mokka Electric zum Beispiel, wie Energie beim Bremsen durch Rekuperation zurückgewonnen werden kann, um die Reichweite zu erhöhen. Auch die einzelnen Schritte des Ladevorgangs werden geübt.

„Die Elektromobilität hat einen großen Einfluss auf die Inhalte der Fahrausbildung.“

Nicht zuletzt müsse man bei der Fahrprüfung nachweisen, dass man Assistenzsysteme wie den adaptiven Geschwindigkeitsregel bedienen kann. Der Firmeninhaber ist in seinem Element, wenn er in die Feinheiten der Fahrprüfung eintaucht, die Details, die gleichzeitig Firmen- aber auch Familiengeschichte sind. „Es ist mir selbst manchmal ein wenig schleierhaft, wie wir es geschafft haben, die Fahrschule 113 Jahre lang in Familienbesitz zu halten“, sagt er. Jenes Unternehmen, das 1910 mit einem Opel 12/14 PS langsam Fahrt aufnahm. Die ersten Schüler, die bei Fritz Mann fahren lernten, waren Schlosser und Mechaniker, die Prüfung sollte die angehenden Chauffeure auf ihren Beruf vorbereiten.

Probesitzen im Doppel-Phaeton: Olaf Dobberkau begibt sich auf die Spuren seines Urgroßvaters Fritz Mann.
Freudiges Wiedersehen: Dieser Opel Kapitän aus der Sammlung von Opel Classic war das Hochzeitsauto von Alexandra und Olaf Dobberkau.

Immer mehr Menschen konnten sich in den 1920er-Jahren ein eigenes Auto leisten, lernten das Fahren, doch die Weltwirtschaftskrise Ende des Jahrzehnts machte dem noch jungen Unternehmen zu schaffen. Fritz Mann überwand die Krise und übergab sein Lebenswerk an Tochter Irma und ihren Mann Friedrich Dobberkau. Die nächste Generation saß am Lenkrad – eines Opel Olympia – und landete mit Fahrschule, Tankstelle, Werkstatt, Auto- und Motorradhandel in Schleusingen.   

Und immer wieder Opel

Nach dem zweiten Weltkrieg übernahmen Friedrichs Söhne Karlheinz, Arno und Günter. Die Fahrschüler nahmen hinter dem Lenkrad eines Opel Olympia oder eines Opel Kadett Platz, die Anwärter auf den Lkw-Führerschein lernten das Rangieren mit einem Opel Blitz. Auch in DDR-Zeiten überdauerte das Familienunternehmen: „Mein Vater Arno hat die Firma mit zwei Fahrschulautos und zwei Taxen mit ganz viel Geschick irgendwie durchgeschmuggelt“, erzählt Olaf Dobberkau nicht ohne Bewunderung.

Elf Jahre war es her, dass Opel in die Automobilfertigung eingestiegen war, als Fritz Mann 1910 die Fahrschule gründete. Das erste Modell: ein Opel 12/14 PS.
In den 50er-Jahren übernahmen Friedrichs Söhne, darunter Olaf Dobberkaus Vater Arno (links, zusammen mit zwei weiteren Mitarbeitern).
Fritz Mann übergab in den 30er-Jahren an seine Tochter Irma und ihren Mann Friedrich Dobberkau (links). Der Betrieb zog nach Schleusingen, als Fahrschulautos diente der Opel Olympia.
Die Fahrschüler lernten bei Olaf Dobberkaus Vater Arno das Fahren mit einem Opel Olympia.
Auch Karlheinz Dobberkau (Foto) war als Fahrlehrer tätig.
Olaf Dobberkau (rechts) ist in den 80er-Jahren in den Familienbetrieb eingestiegen. Nach der Wende investierte der Familienbetrieb in neue Fahrschulautos: Zur Flotte gehörte der Opel Frontera.
Auch auf dem Opel Astra lernten die Fahrschüler ab 1992 in Südthüringen das Fahren.
1997 war Olaf Dobberkau mit einem Astra bei der Rallye-Weltmeisterschaft in England am Start.

Seit der Gründung hat das Unternehmen etwa 13.000 Prüflinge zum Führerschein begleitet.


In den 1980er-Jahren ist er selbst in den Familienbetrieb eingestiegen, als Fahrlehrer und Taxifahrer. Und schon bald markierte die Wende einen weiteren Neuanfang für den Familienbetrieb. Die Zeichen standen auf Investition: Als 1992 die ersten neuen Fahrschulautos angeliefert wurden, trugen sie den Blitz im Emblem. Die Fahrschüler in den neuen Bundesländern lernten das Fahren in Südthüringen mit dem Kompaktklasse-Modell Astra und dem Geländewagen Frontera. Ende des Jahrzehnts folgte der Siebensitzer Zafira, das Mittelklasse-Modell Omega stand Kunden als Mietwagen zur Verfügung.

Von Astra bis Zafira

Es dauerte nicht lange bis der Dobberkausche Fahrschul- Taxi- und Speditionsbetrieb wieder in ruhigere Fahrwasser kam. Heute hat der Betrieb 33 Mitarbeiter – „eine gesunde Größe“, sagt Olaf Dobberkau. Der 58-Jährige schreibt inzwischen die Familiengeschichte seit über 30 Jahren fort, hat auch die Pandemie-Durststrecke überstanden, kein Mitarbeiter musste gehen. Stattdessen hat er in das Unternehmen investiert, darunter auch in neue Fahrschulautos, den Mokka und Mokka Electric. „Der Mokka hat uns sofort überzeugt“, sagt Olaf Dobberkau, „die modernen Antriebe sorgen für Agilität auf der Straße.“ Und seine Frau Alexandra ergänzt: „Das Design ist toll, hebt sich von der Masse ab.“


Im Süden Thüringens beheimatet

2011 bezog der Familienbetrieb den Neubau in Schleusingen im Süden des Thüringer Waldes. Heute umfasst das Unternehmen Gebr. Dobberkau neben der Fahrschule einen Taxibetrieb und eine Spedition. Zum Fuhrpark gehören neben Mokka und Mokka-e auch Motorräder, Mopeds, Lkws und ein Quad. Olaf Dobberkau hat ausgerechnet, dass der Familienbetrieb seit der Gründung etwa 13.000 Prüflinge zum Führerschein begleitet hat.


Dass die Zeichen bei der Fahrausbildung im Familienbetrieb Dobberkau auf Elektromobilität stehen, ist eng verknüpft mit dem Zukunftsdenken, das schon immer fest im Unternehmen verankert ist. „Nur so kann man über eine so lange Zeit bestehen“, sagt Olaf Dobberkau. Dabei haben er und seine Frau ordentlich Benzin im Blut: Gemeinsam holten sie 2010 den Meistertitel der Deutschen Rallye-Serie. Insgesamt war Olaf Dobberkau 35 Jahre lang im Rallyesport unterwegs. Mit dem Astra holte er beispielsweise mehrere Klassensiege bei der Deutschen Rallyemeisterschaft 1999/2000, 1997 belegte er beim Weltmeisterschaftslauf in England den 2. Klassenplatz.

Zukunftssicher aufgestellt

Auch diese Begeisterung für den Motorsport ist ein Familienerbe. „Schon mein Großvater Friedrich stand 1928 auf dem Siegerpodest beim Schleizer-Dreieck-Motorradrennen“, sagt Olaf Dobberkau. An Motoren geschraubt wurde im Hause Dobberkau eigentlich immer, und sei es an Flugmodellen: „Mein Vater Arno war zusammen mit seinem Bruder Karlheinz mehrfacher DDR-Flugmodellmeister“, erzählt der Firmeninhaber. Ob die sechsjährige Tochter auch Benzin im Blut hat, wird sich zeigen – das Unternehmen jedenfalls ist zukunftssicher aufgestellt, um das Familienerbe in fünfter Generation weiterzuführen.


April 2023

Fotos: Opel/Rudolf Mehlhaff, privat