Eben noch haben die beiden Auszubildenden Justin Sahinkaya und Jesse Klein sowie Opel-Student Phillip Franjkovic als freiwillige Helfer beim Einlass der Besucher geholfen, jetzt schieben sie sich durch die Menge weiter nach vorne, recken die Köpfe. „Kannst du was sehen?“, „Ist er schon da?“  „Er“ – damit ist Olaf Scholz gemeint. Der Bundeskanzler ist beim offiziellen Festakt am Opel-Stammsitz im Adam Opel Haus dabei, um dem Rüsselsheimer Unternehmen zu gratulieren, das seit 125 Jahren Autos baut.

Mit den drei Nachwuchskräften zusammen warten zahlreiche geladene Ehrengäste und 600 Mitarbeitende, die einen der begehrten Plätze in der Firmenzentrale ergattert haben. Als Olaf Scholz die Bühne wenig später betritt, wendet er sich direkt an die Mitarbeitenden: „Generationen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben Opel zu der großen Marke gemacht, die sie heute ist: ein Automobilunternehmen auf dem Weg in die Elektromobilität. Das ist beispielgebend“, so der Kanzler und ergänzt: „Sie haben Großartiges geschaffen!“

Großer Applaus, stolze Gesichter

Das Bekenntnis zur Elektromobilität unterstreicht Opel CEO Florian Huettl in seiner Rede mit konkreten Fakten: „Wir werden als erste deutsche Marke noch in diesem Jahr für jedes Modell in unserem Portfolio eine batterie-elektrische Variante anbieten“, sagt er. „Mit 125 Jahren Erfahrung im Automobilbau gehen wir mit unseren Mitarbeitern den Weg der Elektrifizierung voller Überzeugung.“ Großer Applaus, stolze Gesichter. Carlos Tavares, Chef des Opel-Mutterkonzerns Stellantis, weist darauf hin, dass Opel in den vergangenen sieben Jahren „eine fantastische Reise“ erlebt habe. Allein 2023 sei das Unternehmen mit einem Absatzplus von 15 Prozent so stark gewachsen wie seit zwei Jahrzehnten nicht mehr, so Tavares.

Unter den zahlreichen geladenen Gästen ist auch Gregor von Opel. „Es ist ein großartiger Tag für uns alle“, sagt der Urenkel des Firmengründers Adam Opel am Rande des Festaktes. „Ich freue mich, dass das Unternehmen mit hervorragenden Modellen wieder so erfolgreich ist und den Weg hin zur Elektromobilität konsequent verfolgt.“ Sein Vater Dr. Georg von Opel war es, der 1971 einen GT zum Elektroauto umgebaut hat, um das Zukunftspotenzial dieses alternativen Antriebes unter Beweis zu stellen. Das Erbe dieser Pionierleistung steht heute prominent im Adam Opel Haus: Der Grandland Electric und der Frontera Electric, die vor wenigen Wochen ihre Weltpremiere gefeiert haben, präsentieren sich heute erstmals einem großen Publikum.

„Ich bin mir sicher: Der Kanzler wäre gerne noch ein bisschen weiter im Astra gefahren.“

– Werkmitarbeiterin Buket Bilen –

Doch der Bundeskanzler ist nicht nur nach Rüsselsheim gekommen, um am offiziellen Festakt teilzunehmen. Viel Zeit räumt er dem anschließenden Besuch des Rüsselsheimer Werks ein. Über hundert Kollegen aus der Produktion, Instandhaltung, Logistik und der Qualitätsabteilung stehen bereit, um die Fertigung des Astra-Modells am Stammsitz zu präsentieren. „Wir produzieren flexibel“, sagt Werksleiter Pieter Ruts, während er den prominenten Besucher auf die Montagelinie führt. Hier wird der Unterboden des Kompaktklasse-Bestsellers – je nach Bedarf – für die Verbrenner-, Hybrid- oder Elektrovariante vorbereitet. Olaf Scholz lässt sich nicht lange bitten und klemmt ein Hochvoltkabel an die Batterie an. „Fühlt sich gut an, etwas mit den Händen geschafft zu haben“, scherzt er mit den Journalisten, die die Szene verfolgen.  

Mit dem Kanzler im Astra

Bei dem Rundgang durchs Werk kommt eine Kollegin dem Kanzler besonders nah. Buket Bilen nimmt auf dem Beifahrersitz Platz, als Olaf Scholz einen Astra Electric Sports Tourer vom Band fährt. „Ich habe ihm kurz erklärt, wie er den Astra per Knopfdruck startet, dann ging es auch schon los“, erzählt die Werksmitarbeiterin. Überhaupt sei die Atmosphäre sehr entspannt gewesen: „Herr Scholz war total sympathisch und offen. Es hat ihm sichtlich Spaß gemacht, den elektrischen Astra zu fahren. Ich bin mir sicher, er wäre gerne noch ein wenig weiter gefahren.“

Die künftige neue globale Opel-Zentrale und Stellantis Deutschland-Zentrale entsteht in unmittelbarer Nähe zum jetzigen Fertigungswerk. Der Spatenstich soll noch dieses Jahr erfolgen. Die urbane Firmenzentrale wird einen entscheidenden Beitrag zur Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks des Standorts Rüsselsheim leisten. Der gesamte Strombedarf des teilweise begrünten Gebäudes wird über eine Photovoltaikanlage auf dem Dach abgedeckt, 7.000 Panels ermöglichen einen klimaneutralen Betrieb, Wärmepumpen sorgen für die Klimatisierung. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Verwaltung, Design, Forschung & Entwicklung und Vertrieb entsteht eine zeitgemäße und motivierende Arbeitsumgebung mit hellen Bürobereichen mit viel Tageslicht und hochwertigen Materialien.

Buket Bilen ist auch beim anschließenden sogenannten Bürgerdialog dabei, bei dem sich der Kanzler mit 21 Mitarbeitenden und Auszubildenden im Werk austauscht. In der Gesprächsrunde, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, geht es unter anderem um die Elektrifizierungsoffensive, den Ausbau des Ladeinfrastruktur, aber auch persönliche Anliegen. Selbst als der Kanzler ein Handzeichen bekommen habe, dass es an der Zeit sei, aufzubrechen, sei er geblieben: „Herr Scholz war sehr interessiert und hat sich viel Zeit genommen, unsere Fragen zu beantworten“, so Buket Bilen.

Faszination Automobilbau

Und wie hat der Festakt mit Kanzler den drei freiwilligen Helfern im Adam Opel Haus gefallen? Klar, der Kanzlerbesuch sei das Tüpfelchen auf dem „i“ gewesen. „Aber auch darüber hinaus ist es etwas ganz Besonderes, bei so einem Ereignis dabei zu sein“, sagt Opel-Student Phillip Franjkovic. Gleich, wenn ihr Einsatz beendet ist, wollen sie die übrigen Highlights des „Tag der offenen Tür“ rund um den Stammsitz erkunden und tief in die Faszination „125 Jahre Automobilbau“ bei einem Besuch des Opel Design Centers und der Pop-up-Ausstellung eintauchen.