Several hundred classic Opels belong to the collection of Martin Degener and his family. 250 of them are now on permanent display at Burg Vogelsang. The official opening of the Degener Opel Museum (DOM) will take place this summer.

Willkommen im DOM

In der Einsamkeit der Nordeifel, oberhalb der Urftalsperre auf dem Berg Erpenscheid, liegt Burg Vogelsang. Ein historisch vorbelasteter Ort, eine von drei sogenannten Ordensburgen, die die Nationalsozialisten 1934 errichteten, um dort bis 1941 Führungskräfte linientreu zu schulen. Später nutzen amerikanische, britische und belgische Streitkräfte den Bau, der einer mittelalterlichen Burg nachempfunden ist. Seit Frühjahr 2023 wird die 34.000 Quadratmeter-Anlage gänzlich unmilitärisch genutzt: für das Degener Opel Museum (DOM), die weltweit größte private Sammlung für Modelle mit dem Blitz. Die Opel Post war vor der offiziellen Eröffnung im Sommer 2023 vor Ort.

„Willkommen im DOM“, begrüßt Martin Degener seine Besucher. Freunde der Marke aus ganz Europa sind schon zu dem früheren Opel-Händler ins münsterländische Vreden gepilgert. „Burg Vogelsang wird jetzt ein neuer Wallfahrtsort für Opel-Fans und Liebhaber des alten Bleches“, ist er sich sicher. Mehrere hundert historische Opel gehören zur Sammlung des heute 74-Jährigen, seines vier Jahre älteren Bruders Josef und ihrer Familie. 150 sollen in Vreden bleiben; in Vogelsang will die Familie rund 250 Opel-Oldies präsentieren – unter anderem in einem 2.100 Quadratmeter großem Fahrzeughof und angrenzenden historischen Hallen auf insgesamt zwei Stockwerken plus Untergeschoß.

Bei Karmann gebaut zählt das Diplomat Coupé mit V8-Motor zu den teuersten und gefragtesten Opel-Modellen der Nachkriegszeit. Wenn man eines der nur 347 Exemplare ergattern möchte, muss man eine sechsstellige Kaufsumme hinblättern.
Blick in einen Kadett der ersten Generation: Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt auf den Opel-Modellen der 50er- und 60er-Jahre. Jedes einzelne Exemplar ist liebevoll restauriert und gepflegt und zu den meisten weiß Martin Degener eine Geschichte zu erzählen.
Im DOM, kurz für Degener Opel Museum, warten insgesamt 250 Modelle mit Blitz. Perserteppiche und zeitgenössische Möbel geben der Ausstellung einen eigenen Charakter.

„Burg Vogelsang wird ein neuer Wallfahrtsort für Opel-Fans und Liebhaber des alten Bleches.“

Martin Degener

Wie kommt es zu dieser Liebe zu Opel? Schon sein Vater Anton war seit 1933 Opel-Händler. Die Degener-Brüder sind in Vaters Werkstatt groß geworden. „Nach dem Krieg gab es bei uns in Vreden keinen Kindergarten“, erinnert er sich. Statt Schlabberlatz trug er einen kleinen Blaumann. „Ich konnte früher schweißen als schreiben.“

Mehr als ein halbes Jahrhundert

Wann seine Sammelleidenschaft begonnen hat? Vor mehr als einem halben Jahrhundert. Der gelernte Kfz-Mechaniker und Einzelhandelskaufmann übernahm nach dem Tod seines Vaters 1970 im zarten Alter von 22 Jahren den Betrieb, den er bis zur Rente im Alter von 65 Jahren führte. Und in dem er noch heute nebenbei tätig ist. Als einer seiner ersten Kunden 1970 einen Neuwagen kaufte und seinen Rekord in Zahlung gab, brachte Degener es nicht übers Herz, diesen zu verschrotten. „Unsere Großmutter Katharina hat immer gesagt: Man wirft nicht weg, was nicht verschlissen ist. Das war das Evangelium. Und einen Opel kriegt so schnell nichts kaputt.“

In den Folgejahren freute sich Degener über jeden Opel, den er beim Verkauf eines fabrikneuen Autos wieder zurücknahm. Und die hatten meist wenige Kilometer auf der Uhr. „Unsere Kunden sind mit ihrem Opel sonntags zur Kirche gefahren oder mal nach Münster zur Bullenversteigerung am Großmarkt, meist sind da nicht mehr als 5.000 Kilometer im Jahr auf die Uhr gekommen.“ Außerdem habe sein Vater seinen Kunden immer Sitzschonbezüge verkauft, „damit sehen die Polster auch nach 70.000 Kilometern noch aus wie neu.“

Heilige Hallen: Bereits vor der offiziellen Eröffnung des DOM-Museums hat Martin Degener (zweiter von links) Besuch aus Rüsselsheim bekommen. Kommunikationsdirektor Martin Golka (links), Jens Cooper, Projektleiter bei Opel Classic (dritter von links), und Harald Hamprecht, Vice President Communications (rechts), haben die bemerkenswerte Sammlung erkundet.  

Außerhalb von Vreden baute er seine erste Halle mit Werkstatt. In seiner Freizeit schraubte und restaurierte er an den Opel. Seit den 1990er Jahren mit seinem Mitarbeiter Clemens Winking und einer kleinen „Rentnermannschaft – das ist ein schöner Club, eine Rentnerverwahrstelle“, lacht Degener.

Über die Jahrzehnte hat Degener ein riesiges Ersatzteillager aufgebaut und Restaurationsobjekte zusammengetragen. Ganze Karosserien liegen geduldig im Dornröschenschlaf. In langen Regalen lagert er Tachometer, Wellen, Schrauben, Stoßstangen oder Chromteile – und weiß ganz genau, wo was liegt.

Lückenlose Sammlung von 1948 bis 1980

Worauf ist Degener besonders stolz? Dass er lückenlos ein Exemplar jedes Opel-Modells besitzt, das zwischen 1948 und 1980 entstanden ist. Olympia, Rekord, Kadett, Admiral, Diplomat und alle anderen Modelle ab 1948. Er baute sie wieder auf. Es sind so viele Autos, dass sie teilweise sogar übereinander auf selbstgebauten Regalen stehen. Und zu jedem Auto kennt er die Geschichte, die Vorbesitzer und ihre Erlebnisse.

Sein größter Schatz? Der beigefarbene 1948er Olympia seines Vaters. „Auf dem haben mein Bruder und ich Autofahren gelernt. Heimlich durch die Felder unser Heimatstadt Vreden. Mit zehn Jahren, wenn unsere Eltern es nicht merkten.“ Dieser Olympia ziert das Logo seines neuen Museums. Auch ein klavierlackschwarzes Diplomat Coupé hegt und pflegt er wie einen Augapfel. Schließlich wurden nur 347 davon gebaut.

In über 50 Jahren Sammelleidenschaft ist einiges zusammengekommen. Zu der beeindruckenden Privatsammlung gehören auch zahlreiche Opel Blitz-Modelle.
Der beigefarbene 48er Olympia (vorne) hat inzwischen 450.000 km auf dem Tacho. Das Fahrzeug mit Blitz gehörte Martin Degeners Vater und war viele Jahre als Fahrschulauto im Einsatz.

„Unsere Großmutter Katharina hat immer gesagt: Man wirft nicht weg, was nicht verschlissen ist. Einen Opel kriegt so schnell nichts kaputt.“

Martin Degener

In dem 48er Olympia lernte auch Martin Degener das Autofahren. Allerdings bereits im Kindesalter: Zusammen mit seinem Bruder Josef unternahm er kleine Spritztouren durch die Felder – wenn Vater und Mutter es nicht merkten.

Die einstige, förmlich entweihte „Malakoff-Kapelle“ beherbergt heute neun Exemplare des Kadett A, darunter ein Coupé mit rot-schwarzer Lackierung. Warum hier nicht die herrschaftliche KAD-Reihe präsentiert wird? Der Denkmalschutz verbietet es, die Türen zu verbreitern. So passen nur schmale Opel-Modelle durch. Die Kapelle wird in Kürze zusätzlich in eine Bücherei umgewandelt. „Mein Bruder ist Lehrer. Er hat fast 40.000 Bücher, von denen er sich nicht trennen kann. Sie finden hier einen würdigen Platz.“

Ort mit eigenem Charme

Wer hier nur originalgetreue Restaurierungen oder ein Hochglanz-Museum erwartet, der wird enttäuscht. Ausgediente Perserteppiche und zeitgenössische Möbel geben dieser Garage voller Geschichten ihren ganz eigenen Charakter. Wahren Fans der Marke geht hier das Herz auf. „Einige Modelle, die hier stehen, fehlen sogar in der größten Opel-Oldtimer-Sammlung der Welt – bei uns in Rüsselsheim“, sagt Opel Classic-Mitarbeiter Jens Cooper beeindruckt. Und meint etwa das Quartett der 1953 bis -57iger Lieferwagen und den Olympia Rekord P1 Caravan und P2 Caravan.

Seit 2006 ist die Anlage Vogelsang ein Erinnerungsort und steht für Toleranz, Vielfalt und friedliches Miteinander. Eine Dauerausstellung widmet sich der nationalsozialistischen Geschichte des Ortes.
Glanz und Gloria auf zwei Etagen: Die chrombestückten Kapitän-Nachkriegsmodelle stehen im Hof bereit, wenn das DOM diesen Sommer offiziell eröffnet.

„Einige Modelle, die hier stehen, fehlen sogar in der größten Opel-Oldtimer-Sammlung der Welt – bei uns in Rüsselsheim.“

Jens Cooper

Im Hof präsentiert Martin Degener ein skurriles Fahrzeug der Sammlung: Der rote Diplomat ist mit einer ausklappbaren Konstruktion versehen und diente als Pacecar bei Pferderennen – der hubraumstarke V8-Motor mit viel Drehmoment macht es möglich.

Und die Ausstellung wächst und wächst und wächst. Rund 30 Oldies kommen in Kürze auf einen Schwung dazu, nachdem sie seit mehr als 30 Jahren in zwei Hallen in Herne-Süd standen: Hilmar Born hat hier ein kleines Museum betrieben und will nun mit fast 70 Jahren etwas kürzertreten. Deswegen wandern seien Schätzchen zu seinem Freund Martin: „Hilmars Opel-Museum wird weiterleben, nur unter anderem Namen hier bei uns im DOM.“


Juni 2023

Text: Harald Hamprecht, Fotos: Dominik Asbach