Dieser Morgen beginnt früh im Herzen der Westpfalz. Holger Fuchs rollt den anthrazitfarbenen Opel Ascona B aus der Garage – vor zwei Jahren eigenhändig restauriert, 2,4 Liter Hubraum, Weber-Doppelvergaser. Den bevorstehenden Trip hat der Kolonnenführer aus dem Lauterer Werk und Mitglied im Ascona Team Kaiserslautern lange akribisch vorbereitet. Und noch länger davon geträumt. Jetzt wird er Wirklichkeit.
Tag 1: Drei Länder, 582 Kilometer
In Kaiserslautern und bei Heilbronn stoßen die übrigen Mitfahrer dazu. Im Konvoi geht es weiter gen Süden: zwei Ascona B, ein Opel Rekord E. Am Hopfensee erster Halt – Mittagspause mit Alpenpanorama. Die Stimmung steigt, die Teller füllen sich. Danach über den Fernpass bis zum Reschensee. Dort ragt der Kirchturm aus dem Wasser – ein Wahrzeichen, das zum Pflichtfoto wird. Ein kurzer Spaziergang, ein Kaffee, dann noch ein gutes Stück Weg bis zur Pension in Österreich. Zwölf Stunden, drei Länder, 582 Kilometer. Ein Marathon-Tag.
„Schon allein für diese Serpentinen hat sich die Reise gelohnt.“
– Holger Fuchs –






Tag 2: Alpenpässe und Endorphine
Frühstück, Kaffee, Motor an. Heute wartet auf 2.760 Metern das Stilfser Joch – der höchste Punkt der Tour. Grauer Asphalt, weißer Schnee, blauer Himmel. Der Ascona nimmt jede Steigung, als wäre er nie gealtert. „Schon allein für diese Serpentinen hat sich die Reise gelohnt“, sagt der Opel-Kollege. Dann geht es hinunter nach Bormio, weiter nach Livigno, über St. Moritz rollt der Konvoi Richtung Süden. Tagesbilanz: 287 Kilometer, acht Stunden reine Fahrt, unzählige Fotostopps. Und doch bleibt das Gefühl, dass Bilder der Wirklichkeit nicht gerecht werden. „Diesen Fahrspaß, diese Freiheit – das lässt sich nicht einfangen“, sagt Fuchs. Am Abend erreicht die Reisegruppe Brione, ein Tessiner Bergdorf mit engen Gassen. Unterkunft ist ein 200 Jahre altes Steinhaus – Steinmauern, knarrende Türen, der Geruch von altem Holz. „Dieser Tag ist einfach nicht in Worte zu fassen“, bilanziert Fuchs.
Tag 3: Ankunft in Ascona
Am Frühstückstisch herrscht Spannung. Keine großen Worte, nur kauende Gesichter. Alle wissen: Heute ist es soweit. Wenige Kilometer noch bis zum Ziel. Und dann: das Ortsschild Ascona. Die kleine Delegation rollt langsam in den Ort. Fußgänger bleiben stehen, schauen, winken. Die beiden Ascona plus Rekord parken nebeneinander am Seeufer. Diese Ankunft ist auch ein Stück Geschichte. 1975 debütierte der Ascona B auf der IAA in Frankfurt: größer, komfortabler, effizienter als sein Vorgänger. Der letzte Opel Ascona mit Hinterradantrieb. Rallye-Erfolge inklusive.
Doch warum heißt der Opel Ascona eigentlich Ascona? In den 1960er-Jahren suchten die Marketingstrategen nach wohlklingenden Namen mit internationalem Flair. Wie Manta, Kadett oder Senator. „Ascona“ war die Wahl – ein Ferienort am Lago Maggiore, mediterran, mondän, ein Stück Dolce Vita. Heute, 50 Jahre später, ist das Auto an seinen Namensursprung zurückgekehrt.


Tag 4: Heimwärts
Reisen heißt auch Abschied nehmen. Von Brione führt der Weg über den Gotthardpass, vorbei am Vierwaldstätter See zurück nach Norden. Ziel: Blumberg im Schwarzwald. Dort warten Mark Schett und Natascha Huber von der Old School Crew – mit Betten und XXL-Portionen. Am nächsten Morgen: das letzte Frühstück, dann die Heimreise. Nach fünf Tagen und 1.768 Kilometern rollt der Tacho aus. Keine Panne, kein Regen. Nur Eindrücke, die bleiben, Alpenpässe, Kurvenrausch.
1.768 Kilometer voller Erinnerungen
Holger Fuchs dankt – zusammen mit seiner Frau – den Mitstreitern Christian Gallert, René Treitz und Michael Schmidt, die sich auf das Abenteuer eingelassen haben. „Es war ein unvergessliches Erlebnis“, sagt er. Und schickt noch einen Satz hinterher – eine Botschaft an alle, die einen ähnlichen Traum hegen: „Schiebt es nicht auf: Fahrt einfach los. Wenn nicht jetzt – wann dann?“
August 2025