Seltenes Strandgut

1924, Insel Fanø: Die Strandrennen sind eine Riesenattraktion auf dem kleinen Eiland des dänischen Wattenmeers, 50 Kilometer nördlich von Sylt. Und einer präsentiert sich vor den vielen Zuschauern in Bestform: der Opel 12,3-Liter-Rennwagen. Die Kolben der automobilen Urgewalt toben mit satten 24 Metern pro Sekunde durch die Brennräume, der Motor mobilisiert 260 PS und die Tachonadel dreht hoch auf 228 km/h.

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Die Strandrennen waren seinerzeit eine Riesenattraktion auf dem kleinen Eiland des dänischen Wattenmeers.

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Damit bricht der Bolide seinen eigenen Geschwindigkeitsrekord von 194 km/h, den er zwei Jahre zuvor an gleicher Stätte aufgestellt hatte. Und hinter dem Lenkrad des Wagens, der über den größten Hubraum verfügt, den ein Opel jemals haben sollte, sitzt niemand geringerer als Rennfahrerlegende Carl Jörns.

Und 2018? Jagt das „Grüne Monster“ – so wird der Rennwagen aufgrund seiner grünen Lackierung seit jeher genannt – wieder am Strand von Fanø entlang. Am Steuer sitzt Jens Cooper, Mitarbeiter der Classic Werkstatt.


Rømø Motor Festival 2018


Der Rennmodus: Ganz klassisch wie vor knapp 100 Jahren über die Achtel-Meile.


↑ Video: Das „Grüne Monster“ ist zurückgekehrt


Cooper will heute keinen Geschwindigkeitsrekord brechen, nicht einmal ein Rennen gewinnen, denn es handelt sich nur um einen Testlauf. Das große Rennen startet erst tags drauf, auf der Nachbarinsel Rømø. Vor drei Jahren haben dort einige Automobilenthusiasten die legendären dänischen Strandrennen der 1920er-Jahre wiederaufleben lassen. 55 historische Fahrzeuge und die gleiche Zahl an Motorrädern aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind an diesem 1. September 2018 am Strand von Lakolk am Start. Sie messen sich  über die klassische Distanz von einer Achtelmeile im Sprint, jeweils in Zweier-Duellen „Fahrzeug gegen Fahrzeug“.

 

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Einige Automobilenthusiasten haben die legendären dänischen Strandrennen der 1920er-Jahre wiederaufleben lassen.

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Das heißt, Zeiten und Platzierungen werden zwar ermittelt, spielen aber nicht wirklich eine Rolle. Das Publikum, das dem Spektakel von Jahr zu Jahr immer zahlreicher beiwohnt – dieses Mal sind es 20.000 – kommt hauptsächlich wegen des einzigartiges Schauwertes, den die historischen Schnauferl aus insgesamt elf europäischen Ländern bieten. Und diese Fahrzeugnostalgie inszenieren die Veranstalter mit geradezu unendlicher Liebe fürs Detail: Fahrer und Pistenpersonal müssen zeitgenössisch gekleidet sein, sogar die Medienvertreter, wenn sie sich im Innenbereich aufhalten wollen.


Wie anno dazumal: Bei der dritten Auflage des Motor Festivals waren mehr als 100 Fahrzeuge und Motorräder aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts am Start.


Dass dieses Jahr der Fanø-Sieger anno 1922 und 1924 gekommen ist, hat sich natürlich längst rumgesprochen. Die Menschen sind elektrisiert. Und der Vorlauf auf der Nachbarinsel ist nicht nur ein Test, das Opel Classic-Team um Uwe Mertin hat ihn auf Wunsch verschiedener Medien anberaumt, unter anderem will ein französisches Kamerateam das Monster unbedingt noch einmal an dieser historischen Stätte filmen. Der Rennwagen legt auch los, als wär’s wieder 1924. Dann aber muss er doch seinem Alter Tribut zollen. Er kommt ins Keuchen. Fahrer Jens Cooper muss den Test abbrechen.

 

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Das „Grüne Monster“ legt los, als wär’s wieder 1924. Dann kommt es ins Keuchen – Sand ist in die Ventile eingedrungen.

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Die Opel Classic-Experten finden schnell heraus, was geschehen ist: Vom starken Westwind übers Wattenmeer getragen, ist feinkörniger Strandsand in die monströsen Ventile eingedrungen, was zu Rückschlägen des Vergasers, dem so genannten „Backfire“ geführt hat. Es ist höchste Vorsicht geboten, da der Motor in Brand geraten kann. Jens Cooper und der Rüsselsheimer Spezialist Rainer Fickus, den die Opelaner dem Monster zuliebe mit nach Dänemark genommen haben, machen sich sofort daran, den Schaden zu beheben, arbeiten die halbe Nacht und bis in die frühen Morgenstunden fieberhaft daran, den Gaststar zum Rennen wieder fit zu machen.


Neuauflage: Zeiten und Platzierungen werden zwar ermittelt, spielen aber eher eine Nebenrolle.


Am Ende läuft das Monster auch wieder, und wenn es allein entscheiden könnte, würde es natürlich an den Start gehen. Seine Betreuer aber schütteln den Kopf: Das Risiko, dass es doch noch zu einem Motorbrand kommt, ist einfach zu groß. Also muss sich das „Grüne Monster“ mit einer Rolle als Blickfang am Streckenrand begnügen. „Die Begeisterung, die sein Auftritt hier ausgelöst hat, hat es dennoch genossen“, versichert Uwe Mertin.

 

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Der Opel-Rennwagen muss sich mit einer Rolle als Blickfang am Streckenrand begnügen – und hat dennoch eine magische Anziehungskraft auf das Publikum.
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„Das haben wir auch an der Reaktion der Veranstalter gespürt, die uns aufrichtig dafür für die Mühe gedankt haben, die wir uns gemacht haben.“ Ob der Rennwagen nächstes Jahr eine neue Chance erhält? „Ob und wie das klappen könnte, lässt sich ein Jahr im Voraus nicht sagen“, so Uwe Mertin. „Dass Opel Classic gerne wieder dabei wäre, ist jedoch keine Frage. Zumal sich das erste Strandrennen von 1919 im kommenden Jahr zum hundertsten Mal jährt – das wäre ein perfekter Anlass.“

 

Liebe fürs Detail: Neben Fahrern und Zuschauern ist auch das Pistenpersonal zeitgenössisch gekleidet.


Zeitnische: 20.000 Besucher kamen 2018 zu dem Vintage-Style-Rennen nach Dänemark. Der Austragungsort ist wie gemacht für ein Revival der legendären Wettfahrten – eine weite, flache Fläche direkt am Meer, der Untergrund besteht aus fast steinhartem Sand.


 

September 2018

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Text: Eric Scherer, Fotos: Walter Tillmann, Opel Media Archiv