DESIGN. PERFORMANCE. PLAY.

Der Vorhang gleitet zur Seite. Dahinter: eine Silhouette in Weiß, Gelb und Schwarz. Flach, geduckt, breit – der Opel Corsa GSE Vision Gran Turismo. Florian Theis, Opel-Chefdesigner für Advanced Design, tritt vor, legt den Finger auf die Haube. „Wir wussten schnell, es wird ein Kleinwagen“, sagt er. „Aber einer, der zeigt, wie viel Kraft, Emotion und Zukunft in diesem Segment steckt.“

Theis ist der Mann, der die Gestaltung des Corsa GSE Vision Gran Turismo federführend verantwortet hat – wie üblich zuerst virtuell. Am Rechner, mit 3D-Equipment und Datenbrille, dann als Clay-Modell, schließlich als fertige Studie. Zwölf Designer aus Exterior, Interior und Color & Trim arbeiten mit ihm, dazu zwei Dutzend Kollegen in den Werkstätten.

Sie schleifen, fräsen, formen – bis ein Auto dasteht wie aus der Zukunft gefallen. Eine Studie, die zeigt, wohin GSE geht. Und die zwei Welten verbindet: real und digital. Schon bald rast der Highperformer in „Gran Turismo 7“, der berühmten Rennsimulation. 800 PS Systemleistung. 320 Spitze. In zwei Sekunden auf hundert. Jeder kann ihn fahren – digital.

Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse: Jeder leistet 476 PS, zusammen entfalten sie eine Systemleistung von 800 PS.
Das Advanced Design-Team um Florian Theis gibt einen Ausblick auf kommende GSE-Modelle.
Der Leichtbau-Sportsitz integriert den Fahrer voll ins Fahrgeschehen. 
Die Front wird durch eine schlanke Ausführung des Opel-Vizors bestimmt.
Vier Meter misst das Konzeptfahrzeug in der Länge, zwei in der Breite.

Theis bleibt vor der Front stehen. „Die Bold-&-Pure-Formsprache haben wir nachgeschärft“, sagt er. Große Flächen, klare Kanten, technische Präzision. Ein Kleinwagen, ja. Aber mit der Haltung eines High-Performers. Der Opel-Vizor ist schlanker, präziser. In der Mitte leuchtet der Blitz, eingerahmt von scharfen Lichtleisten, die in gläsernen Blöcken enden. Dazu die vertikale Achse, betont durch die Bügelfalte, die von der Motorhaube bis in den Stoßfänger zieht. „So entsteht ein Gesicht, das sofort als Opel erkennbar ist – Tag und Nacht, aus jedem Winkel.“

Die Kotflügel sind verbreitert, Luftschlitze ziehen sich wie Schwertschnitte durch die Karosserie. Vorne und hinten Aero-Curtains, die den Luftstrom lenken. Aero-Räder reduzieren Verwirbelungen in den Radhäusern. Am Heck: ein Diffusor, der ausfährt, wenn Tempo gefordert ist. „So holen wir Länge ins Auto und Grip auf die Straße“, sagt Theis. Die Rüsselsheimer Motorsport-Kollegen haben mitgetüftelt, Aerodynamiker die Strömung optimiert.

Was ins Auge sticht: die Farbgebung. Perlweiß für die Karosserie, kräftiges Gelb für Aero-Elemente, Schwarz für Dach und Kotflügel. Dreiecke zieren Spoiler und Felgen – eine Reminiszenz an Rallyehelden wie den Manta 400. Die Heckleuchte verschmilzt optisch mit der Heckscheibe, zusammen mit dem Bremslicht formt sie den allgegenwärtigen Kompass. Im Zentrum leuchtet rot der OPEL-Schriftzug.

Der aktive Spoiler und Diffusor sorgen je nach Fahrsituation für mehr oder weniger Abtrieb.
Die Karosserie kennzeichnen scharfe und präzise Konturen, kombiniert mit technischen Details. 
Leichtbau-Elemente im Exterieur und Interieur bestehen aus Flachsfasern.
Das zentrale Leitmotiv, der Opel-Kompass, ist auch am Heck präsent.
Fokussiertes, pures Rennfahrer-Erlebnis wartet im Innenraum.

Theis öffnet die Tür. Drinnen: Reduktion pur. Ein schmales Lenkrad, aus Vollaluminium gefräst. Leichtbau-Sportsitze, schwarz-gelb, mit Sechspunktgurt. Ein Überrollkäfig, streng, funktional. Alles wirkt wie im Rennwagen, nur feiner. „Das Lenkrad ist bewusst schmal, damit der Blick frei bleibt“, erklärt er. Dahinter: ein Head-up-Display. Die wichtigsten Daten schweben im Sichtfeld. „Mehr braucht kein Fahrer. Weniger ist mehr.“ Wer sich in den Sitz fallen lässt, spürt sofort das Rennfahrer-Feeling. Hart, leicht, direkt. „Wir wollten eine Zelle schaffen, die digital und real verschmilzt“, sagt Theis. „Ein Raum, der zeigt: Die Zukunft des Fahrens liegt nicht im Zuviel, sondern im Wesentlichen.“

Der Corsa GSE Vision Gran Turismo ist eine Brücke. Einerseits virtuell – steuerbar per Controller, rasend schnell über Pixel-Asphalt. Andererseits Botschaft: Opel meint es ernst mit Sportlichkeit, Dynamik, Emotion. „Wir heben die GSE-Submarke auf ein neues Level“, erklärte Opel-Chef Florian Huettl bei der IAA Mobility, wo das Concept Car Weltpremiere feierte. „Das Auto gibt Ausblick auf die Zukunft und wird Autoenthusiasten begeistern.“ Es ist zugleich ein klares Bekenntnis zum Kleinwagen – elektrisch, modern, effizient, emotional.



Autocar nennt die Studie „imposant“. auto motor und sport erkennt: Opel meint es ernst mit dem GSE-Sportlabel. Car and Driver lobt die Technik. Lifestyle-Magazine feiern die Form. In Foren diskutieren Fans über Boost-Knopf und Leichtbau. Denn der Clou steckt im Detail: nur 1.170 Kilo Gewicht, trotz 82-kWh-Batterie. Möglich durch leichte Werkstoffe. Dazu eine Boost-Funktion, die beim Überholen für vier Sekunden 59 Kilowatt extra liefert. Und Grip bringt der Allradantrieb mit zwei Motoren an Vorder- und Hinterachse.

Theis tritt zurück, sein Blick folgt der Karosserielinie. Für ihn ist der Corsa GSE Vision Gran Turismo nicht nur ein Showcar. „Er demonstriert, welche Freiheiten die STLA-Small-Plattform beim Design und in den Proportionen eröffnet.“ Ab Herbst steht der Highperformer bereit – nicht im Autohaus, sondern auf der Konsole. Der erste Opel, den man weltweit zuhause erleben kann.


September 2025

Text: Tina Henze; Fotos: Opel, Polyphony Digital