„Ein echter Glücksfall“

„Technik hat mich schon als Kind begeistert.“

Herr Wegener, Sie haben als erster Azubi bei Opel eine Lehre zum Technischen Produktdesigner abgeschlossen. Was zeichnet die Ausbildung aus?
Es ist eine Mischung aus kreativem Konstruieren, Planen und neuen Herausforderungen. Zudem habe ich Einblicke in verschiedene Bereiche des Unternehmens bekommen. Dabei habe ich viel über die Funktionsweise der einzelnen Teams und die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen gelernt.

Welche Vorkenntnisse haben Sie für die Lehre mitgebracht?
Technik hat mich schon als Kind begeistert. Ich bin schon einige Jahre Hobby-Pilot und Fluglehrer für Segelflugzeuge. Zur Vereinsarbeit gehört unter anderem die technische Wartung, Dokumentation oder das Festlegen von Prüfterminen. Passend dazu habe ich nach dem Abitur ein Maschinenbau-Studium angefangen. Dort fehlte mir aber häufig der praktische Bezug. Daher habe ich das Studium im sechsten Semester abgebrochen und im Sommer 2017 den direkten Einstieg ins Berufsleben gesucht. Die ausgeschriebene Stelle bei Opel kam mir da sehr gelegen.

Abschlussprojekt: In das von Dennis Wegener konstruierte Lenkrad lässt sich auch ein Smartphone integrieren.

Hatten Sie schon vorher den Wunsch, einmal bei Opel zu arbeiten?
Bis zu meiner Bewerbung hatte ich die Automobilbranche eher allgemein auf dem Schirm. Opel war aber schon immer sehr interessant für mich. Einerseits durch die Nähe zu meiner Heimat Gelnhausen, andererseits, weil meine Eltern früher lange Zeit einen Zafira A gefahren sind. Das Auto hat mich technisch und mit seinen vielen kreativen Ideen sehr beeindruckt. Als ich mich 2017 für Opel entschied, stand die Fusion mit der Groupe PSA bevor. Das habe ich als Chance gesehen – für das Unternehmen und auch für mich persönlich. Rückblickend war es ein echter Glücksfall, dass die Tür für mich damals bei Opel aufging.


Ausbildung zum Technischen Produktdesigner

3,5 Jahre dauert die Lehre. Je nach Vorkenntnissen und Leistung kann die Ausbildungszeit um ein Jahr verkürzt werden. Das erste Lehrjahr beinhaltet verschiedene praxisbezogene Projekte in der Modellbauwerkstatt und sechs zweiwöchige Blöcke in der Berufsschule.

Im zweiten Jahr geht es dann in die Betriebe – etwa Design, Konstruktion, Exterior, Interior, Vorausentwicklung und Fertigungsplanung. Bei einer verkürzten Lehrzeit steht im dritten Jahr die Abschlussprüfung mit einem Abschlussprojekt – im Betrieb oder beim Ausbilder – auf dem Plan.

Ab sofort kann man sich für 2021 bewerben. Alle Informationen zu den Ausbildungsstellen gibt es hier.


„Opel war schon immer sehr interessant für mich.“

Wie sah das Ausbildungsprogramm aus?
Die Lehre ist auf dreieinhalb Jahre ausgelegt. Aufgrund meiner Vorkenntnisse und Leistungen in der Berufsschule konnte ich es aber um ein Jahr verkürzen. Im ersten Lehrjahr habe ich an verschiedenen Projekten in der Modellbauwerkstatt im M2 gearbeitet. Dabei ging es immer darum, Produkte nach Kundenanforderungen anzufertigen – bisweilen aus der Automobilwelt, oft aber auch aus ganz anderen Bereichen.

Welche Produkte haben Sie dabei beispielsweise entworfen?
Das darf ich doch nicht verraten (lacht). Unter anderem sollten wir mal einen Thermobecher entwerfen. Wie bei allen anderen Projekten, kam es darauf an, die Eigenschaften der verwendeten Materialien zu beachten. Ich wusste aus dem Studium schon viel über Stahl und Kunststoffe, wie man Lagerkräfte berechnet und auch Einiges über die technische Mechanik zur Festigkeitsberechnung. Insofern waren meine Vorkenntnisse sehr hilfreich.

Im digitalen Zeitalter: Mithilfe eines CAD-Programms – zu Deutsch: Computerunterstütztes Konstruieren – können die Kollegen ihre technischen Zeichnungen direkt am Bildschirm besprechen. Die Fotos sind vor der Corona-Pandemie entstanden.

Neben dem Praxisbezug – was hat Ihnen besonders gefallen?
Die Abwechslung: Ab dem zweiten Jahr habe ich in den Betrieben gearbeitet – in verschiedenen Design-Bereichen, im Werkzeugbau und in der Vorausentwicklung. Bis zum Ausbildungsende gab es immer wieder Lehrgänge in der Werkstatt, unter anderem über Metalle, 3D-Druck, Pneumatik, aber auch zum Präsentieren und Dokumentieren. Am Ende der Lehrzeit habe ich die Abschlussprüfung mit einem Projekt bei meinem Ausbilder abgelegt. Dies wäre aber auch im Betrieb möglich gewesen.

 

 

„Für Technische Produktdesigner gibt es in der Branche viele spannende Bereiche.“

 

Was war ihr Abschlussprojekt?
Ich habe ein Lenkrad für eine Seifenkiste konstruiert, die über einige Ausbildungsjahrgänge hinweg als Lernträger dient und nach einigen Jahren fahrtüchtig sein wird. Das Projekt dauerte 70 Stunden und umfasste alle wichtigen Komponenten – unter anderem Material, Design und Technik. 

Wie ging es nach der Ausbildung bei Opel für Sie weiter und wo sehen Sie Ihre berufliche Zukunft?
Seit der Abschlussprüfung arbeite ich als Lagerlogistiker im K 130. Die Aufgaben machen Spaß, auch wenn ich mich erst einmal an den Schichtbetrieb gewöhnen musste. Für die Zukunft kann ich mir einen Wechsel ins Prototyping, ins Design oder in die Entwicklung vorstellen. Für Technische Produktdesigner gibt es in der Automobilbranche viele spannende Bereiche.


3 Fragen an

Carsten Zirkelbach,
Ausbilder bei Opel

Herr Zirkelbach, seit 2017 bilden Sie erstmals Technische Produktdesigner bei Opel aus. Die Ausbildung löst die des Technischen Zeichners ab. Was hat den Anstoß dazu gegeben und wie wichtig war die aktive Mitarbeit der Azubis?
Die Produktgestaltung und Konstruktion hat sich zunehmend ins Digitale verlagert. Daher haben wir das Programm im Sommer 2017 mit zwei Azubis gestartet. Weil das Neuland für uns war, mussten wir zunächst einen roten Faden erarbeiten. Die Mitarbeit der Azubis war dabei sehr wichtig. Dennis hat viel von mir gefordert. Mit seinem Vorwissen und seiner Erfahrung konnte er sich einbringen und Feedback geben, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Und offenbar waren und sind wir das – die IHK hat Dennis kürzlich als jahrgangsbesten Azubi ausgezeichnet. 

 

Was ist das Spannende an Ihrem Job als Ausbilder?
Er hält mich jung, macht Spaß und ist extrem abwechslungsreich. Ich laufe mit offenen Augen durchs Leben und lasse mich inspirieren, was wir wie selbst gestalten könnten. Das wird nie langweilig. Auch, weil die Azubis auf Ideen kommen, die mich  verblüffen. Spannend ist auch, dass ich immer mit unterschiedlichen Charakteren zu tun habe, die zusammenpassen müssen. Denn während des Blockunterrichts in der Berufsschule sind die angehenden Technischen Modellbauer und Technischen Produktdesigner in Biedenkopf zusammen untergebracht, wohnen dort wie in einer WG. Die Mischung muss passen.

„Der Biss muss da sein,
auch wenn ein Projekt
mal länger dauert
.“

Seit 20 Jahren bei Opel: Ausbildungsmeister Carsten Zirkelbach hat für die Rüsselsheimer auch schon im Design, in der Vorausentwicklung und „an der Linie“ gearbeitet.

Seit 20 Jahren bei Opel: Ausbilder Carsten Zirkelbach hat für die Rüsselsheimer auch schon im Design, in der Vorausentwicklung und „an der Linie“ gearbeitet.

Was müssen Bewerber mitbringen und wie viele Azubis stellen Sie ein?
Seit 2018 stellen wir jährlich vier Lehrlinge zum Technischen Produktdesigner ein. Bewerber sollten ein technisches Grundverständnis mitbringen, dazu Kreativität und den Willen, ein Konzept durchzuziehen. Räumliches Vorstellungsvermögen und eine gewisse Frustrationsresistenz sind auch sehr wichtig. Der Biss muss da sein, auch wenn ein Projekt mal länger dauert. Man sollte zudem selbstorganisiert sein, sodass man Timings planen und einhalten kann. Den Rest lernt man hier in der Ausbildung. Kommunikationschef Harald Hamprecht hat es bei der Absolventenfeier im Auditorium treffend formuliert: „Man bekommt bei Opel Chancen geboten – man muss sie nur sehen und nutzen.“


Oktober 2020

Text: Maximilian Köhling, Fotos: Alexander Heimann