Feiert in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag: Der Opel Blitz, der ab 1930 den Markt der Nutzfahrzeuge erobert.

Happy Blitzday!

Vor 90 Jahren legte der neue „Blitz“-Leichtlastwagen den Grundstein für eine lange Reihe erfolgreicher Opel-Nutzfahrzeuge. Zugleich entstand aus dem Modellnamen das weltberühmte Zeichen, das bis heute die Marke prägt. Schnurrten einst unter der langen Haube des Nutzfahrzeugs Sechszylinder-Benzinmotoren mit 55 PS, hat sich in der Entwicklung seitdem viel getan: Die aktuellen Opel-Transporter trumpfen mit hocheffizienten Diesel-Direkteinspritzern mit bis zu 180 PS auf – dazu kommen Komfort, Sicherheit und Bremsleistung auf Pkw-Niveau.

Debüt im Novemer 1930: Die Karriere der neuen Blitz-Lkw ist so überwältigend, dass das Unternehmen fünf Jahre später eigens ein Werk für die Nutzfahrzeug-Produktion baut.

Die heutigen Helden hören auf die Namen Combo, Vivaro und Movano; der letzte Opel mit Blitz-Schriftzug ging 1987 in den wohlverdienten Ruhestand. Bis zum Ende der Blitz-Baureihe wurden knapp eine halbe Million Fahrzeuge in den Werken Rüsselsheim, Brandenburg und Luton gebaut. Damals wie heute sind Opel-Nutzfahrzeuge wirtschaftliche, sichere und zuverlässige Begleiter für den Transport von Lasten aller Art.

Erfüllen die individuellen Wünsche der Kundschaft: Zwei Grundmodelle mit einer Nutzlast von 1,5 bis zwei Tonnen, drei unterschiedliche Radstände sowie zwei Motoren.

Aller Laster Anfang

Die Ursprünge des Nutzfahrzeugbaus reichen bei Opel bis ins Jahr 1899 zurück. Auf Basis des Patentmotorwagens „System Lutzmann“, dem ersten Automobil aus Rüsselsheim, entstehen bereits frühe Liefer- und Gepäckwagen. 1907 wird der erste vollwertige Lkw ins Programm genommen. Der Dreivierteltonner hat serienmäßig Luftreifen sowie Kardanantrieb und ist wahlweise mit Zwei- oder Vierzylindermotor lieferbar. Mit dem Ersten Weltkrieg halten vom Militär vorgegebene, firmenübergreifende Normen für den Bau von „Regel-Lastwagen“ bis zu vier Tonnen Einzug. Die robusten Opel „Regel-Lastwagen“ werden bis in die frühen 1920er verkauft. Ab 1923 entsteht eine neue Nutzfahrzeug-Palette aus kleineren Leichtlastwagen mit einer Zuladung von ein bis zwei Tonnen.

Ende der 1930er-Jahre: Ein Opel Blitz Dreitonner mit Meiller-Kippaufbau demonstriert sein Können.
Mit einer schlichten Feierstunde: So erfolgt im Juli 1946 der Ablauf des ersten wieder serienmäßig hergestellten Opel Blitz 1,5 Tonner Sechszylinder 2,5 Ltr. Schnelllastwagens nach dem Zweiten Weltkrieg.

Mit fünf Buchstaben zum Erfolg

Für das Modelljahr 1931 steht eine weitere Generation von modernen Nutzfahrzeugen in den Startlöchern. Die Ingenieure haben in wirtschaftlich harten Zeiten ganze Arbeit geleistet, die neuentwickelten „Schnelllastwagen“ sind hervorragend konstruiert. Als verkaufsfördernde Maßnahme soll die Opel-Reklameabteilung einen prägnanten Begriff finden, der einerseits deutsch, aber andererseits „in jeder modernen Sprache ausgesprochen“ werden kann. Und nur fünf Buchstaben soll er haben, das ist oberstes Gebot!

Die Opel-Werber wählen einen unüblichen, aber ausgesprochen öffentlichkeitswirksamen Weg zur Namensfindung: Der Name für das neue Produkt wird deutschlandweit per Preisausschreiben gesucht. Aus rund 1,5 Millionen Einsendungen fällt die Wahl auf „Blitz“. Eine Bezeichnung, die bereits ab 1889 für Fahrräder aus den Opel-Werken Verwendung gefunden hatte und nun zum Synonym für die nächsten sechs Jahrzehnte Opel-Nutzfahrzeugbau werden wird

Öffentlichkeitswirksam: Den Namen des neuen Schnelllastwagens sucht Opel mit einem Preisausschreiben.

Leistungsfähigkeit ist das große Thema bei der Präsentation des frisch getauften Opel Blitz: Zwei Grundmodelle mit einer Nutzlast von 1,5 bis zwei Tonnen, drei unterschiedliche Radstände sowie zwei Motoren erfüllen die individuellen Wünsche der Kundschaft. Das Versprechen, ein wahrer „Schnelllastwagen“ zu sein, lösen ein 2,6-Liter-Vierzylinder und beim Blitz „6“ der 3,6-Liter-„Marquette“-Sechszylinder ein. Die Karriere der neuen Blitz-Lkw ist so überwältigend, dass das Unternehmen fünf Jahre nach dem Debüt eigens ein Werk für die Nutzfahrzeug-Produktion baut.

Juli 1937: Der bereits 25.000ste Blitz-Schnelllastwagen verlässt verlässt in Brandenburg die Montagelinie.

Aufbau Ost

Da am Stammsitz in Rüsselsheim alle Produktionskapazitäten ausgelastet sind, expandiert Opel in Brandenburg an der Havel. Am 7. April 1935 erfolgt der erste Spatenstich für die neue Fertigungsstätte in modernster Industrie-Architektur, 850.000 Quadratmeter groß und ausschließlich für den Lastwagenbau konzipiert. Als erstes Opel-Werk ist es auf hundertprozentige Fließbandproduktion ausgerichtet.

Im Juli 1937 verlässt in Brandenburg bereits der 25.000ste Blitz-Schnelllastwagen die Montagelinie. 1945, zehn Jahre nach der Einweihung des neuen Werks, kommt die Blitz-Fertigung in Brandenburg zum Erliegen. Die Bausubstanz ist nach schweren Luftangriffen zerstört, die verbliebenen Produktionsanlagen werden demontiert und gehen als Reparationsleistungen in die Sowjetunion.

Illustration von Bernd Reuters: Der Opel Blitz-ziert 1948 des Cover eines Prospekts.

Neubeginn West

Der Neubeginn im Rüsselsheimer Stammwerk beginnt mit einem Lastwagen: Der erste Nachkriegs-Opel, der im Juli 1946 vom Band läuft, ist ein Blitz. 6.600 Mark kostet der von einem Wiesbadener Unternehmer bestellte Pritschenwagen. Unter der charakteristischen Haube arbeitet der aus dem Kapitän bekannte OHV-Sechszylinder mit nun 55 PS. Bis zum Auslaufen der Fertigung im Dezember 1951 werden stolze 37.117 Einheiten produziert.

Der große Bruder des 1,5-Tonners, der Dreitonner, wurde bereits seit August 1944 nur noch von Daimler-Benz gefertigt. Als Typ L 701 rollte der Blitz als Lizenznachbau im Werk Mannheim von Band – zunächst mit einem stark vereinfachten „Einheitsfahrerhaus“, ab 1948 dann wieder mit dem Originalhäuschen, das Opel aus Rüsselsheim zuliefert. 1949 bekommt der L 701 einen Nachfolger und Opel übernimmt alle bis dato unverkauften Wagen sowie sämtliche Restteile. Bis 1954 entstehen so in Rüsselsheim die letzten 467 Exemplare des berühmten Lastwagens – jetzt wieder unter seinem ursprünglichen Namen und mit Blitz-Logo am Bug.

Löst 1952 den altehrwürdigen 1,5-Tonner ab: Der Blitz 1,75 to., der mit seinem frischen Design, breitem Grill und geschwungenen Kotflügeln gekonnt die typisch amerikanische Formensprache der 50er Jahre aufgreift.

Wagen für das Wirtschaftswunder

Der Blitz 1,75 to., der 1952 den altehrwürdigen 1,5-Tonner ablöst, begeistert in ganz Europa mit seinem frischen Design. Der Clou des 1955er Modells ist die erhöhte Ladekapazität: Mit zwei Tonnen Nutzlast kann er mehr zuladen, als er wiegt. Rund 20.000 Exemplare verlassen pro Jahr das Werk. Bis zum Modellwechsel 1960 werden es insgesamt 89.767 Stück.

Die Blitz-Generation für die Swinging Sixties überzeugt mit einem neuen 2,6-Liter-Sechszylinder sowie einer modernen Kabinen-Konzeption mit kurzer schräg abfallender Motorhaube. Das Design des „Schnell-Lastwagens neuen Typs“ gilt als unauffällig elegant und wirkt besonders in Kastenwagenausführung besonders gelungen. Das neue Modell wird wegen Umstrukturierungen im Werk nicht mehr vollständig in Rüsselsheim gebaut – die Kabinen- und Aufbaufertigung etwa übernimmt der Karosseriebauer Voll in Würzburg.

Aufgeladen: 1965 präsentiert sich der Opel Blitz als Hafenarbeiter (oben), auf der IAA 1973 mit seinem letztmals mit einem Facelift (unten).

Zur IAA 1965 präsentiert sich der Blitz mit gelungenem Facelift – die Kabine ziert nun eine ausdrucksvollere Frontpartie. Ein 70 PS starker Vierzylinder ergänzt das Angebot. Dieser 1,9-Liter-Benziner entstammt einer neuen Motorengeneration, die 1965 auch im Opel Rekord B debütiert. Ende der 60er-Jahre gehört der Opel Blitz noch immer zu den beliebtesten Leichtlastwagen auf dem deutschen Markt, fast jeder zweite Lkw mit Benzinmotor und bis zu drei Tonnen Nutzlast kommt von Opel.

Am 10. Januar 1975 endet die Produktion in Deutschland: Nach 417.211 in Rüsselsheim und Brandenburg gefertigten Blitz-Lastwagen wird jene Baureihe eingestellt, deren Bezeichnung zum Opel-Markenzeichen wurde. Doch der Name ist weiterhin präsent: Bereits rund zwei Jahre zuvor, im März 1973, hatte sich ein pfiffiger Kleintransporter zum Opel-Nutzfahrzeugprogramm gesellt – der Opel Bedford Blitz.

Opel Bedford Blitz: Das Modell mit selbsttragender Karosserie wird für seine ebene durchgehende Ladefläche, für die großen Türen und das moderne freistehende Armaturenbrett gelobt.

Der Kleine aus Großbritannien

Opel konzentriert sich in den 1970er-Jahren verstärkt auf das Pkw-Programm und verlagert die Produktion von Nutzfahrzeugen ins britische Werk Luton. Der Opel Bedford Blitz überzeugt mit einem fortschrittlichen Konzept: Motor vorn, vor dem Fahrer, Antrieb unter der Last, Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern vorn, Pkw-artiges Fahrverhalten. Als Basis für Wohnmobile ist der Opel Bedford Blitz besonders beliebt und erreicht Marktanteile von mehr als 20 Prozent. Darüber hinaus werden auch schwere Bedford-Lkw mit zulässigen Gesamtgewichten von bis zu 10,2 Tonnen in dieser Zeit unter dem Namen Blitz ins Opel-Programm genommen.

Mit aufgefrischtem Design und neuem 2,3-Liter-Dieselmotor ist der Bedford Blitz-Transporter von 1980 bis 1987 erneut für viele Jahre Rückgrat des Opel-Nutzfahrzeugprogramms. Mit seinem Produktionsende verabschiedet sich der Name „Blitz“ nach über 57 Jahren aus dem aktiven Dienst. Doch sein Vermächtnis lebt in jedem Opel weiter: das weltberühmte Logo.

Gegenwart und Zukunft: Mit dem Vivaro-e hat Opel kürzlich sein Angebot an besonders effizienten leichten Nutzfahrzeugen erweitert.

Comeback mit neuem Namen

Nach einer zehnjährigen Pause startet Opel 1997 mit dem Arena einen erfolgreichen Neubeginn in der Transporter-Produktion. Heute stehen die Modelle Combo Cargo, Vivaro und Movano in der großen Tradition des Opel Blitz. Mit variablen Varianten trägt das Nutzfahrzeug-Trio maßgeblich zum Erfolg im europäischen LCV-Geschäft bei (LCV = Light Commercial Vehicles, leichte Nutzfahrzeuge).

Kürzlich hat Opel mit dem vollelektrischen Vivaro-e sein Angebot an besonders effizienten leichten Nutzfahrzeugen erweitert. Und schon nächstes Jahr bietet die Marke mit dem Blitz mit dem Combo-e und einer Elektro-Version des Movano das komplette Portfolio an leichten Nutzfahrzeugen auch als elektrische Varianten an. Bis 2024 werden alle Opel-Baureihen elektrifiziert sein.


November 2020

Text: Leif Rohwedder, Fotos: Opel