Paris will sich zu den Olympischen Spielen 2024 so klimafreundlich wie möglich zeigen. Im öffentlichen Nahverkehr sollen deshalb so weit als möglich elektrische Fahrzeuge unterwegs sein. Ein großes Taxiunternehmen plant, seine Flotte entsprechend zu erweitern – doch woher kurzfristig 150 Wasserstoffautos mit Brennstoffzellenantrieb nehmen? Die Antwort findet der Taxibetrieb unterm Konzerndach von Stellantis. Dort steht für solche Einsätze ein gesonderter Bereich bereit – „Opel Special Vehicles“ (OSV) in Rüsselsheim. In wenigen Wochen rüstet OSV im Gebäude M55 fristgerecht 150 Opel Zafira mit Brennstoffzellen-Antrieb aus. Kein leichter Job, zweifellos. Jeder Umbau kostet viele Arbeitsstunden. Doch für das Team nichts Ungewöhnliches.
OSV feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Das Team ist immer dann im Einsatz, wenn individuelle Lösungen rund ums Fahrzeug erforderlich sind – nach höchsten Sicherheits- und Qualitätsstandards. Begonnen hat alles im Jahr 2000 mit 15 Fachkräften im F-Bau. Sie kamen von einem externen Dienstleister für Sonderumbauten, Opel wollte dieses Know-how ins Haus holen. Das Motto: Individualität ab Werk. „In den immer schlankeren Werken bleibt kaum Raum für Umbauten“, erklärte der damalige OSV-Geschäftsführer Peter Schuch in einem Bericht der Opel Post. „Umso wichtiger, ein Team zu haben, das individuelle Kundenwünsche erfüllt.“ Die Idee hatte Potenzial: Anderthalb Jahre später zählt OSV bereits 300 Mitarbeiter.





Einer von ihnen: Dieter Eder, damals Leiter des Muster- und Prototypenbaus, zuständig auch für die Personalauswahl in den Anfangsjahren. „Jeden Samstag haben wir 30 bis 40 Bewerber durch unser Verfahren geschleust“, erinnert er sich. Dazu gehörte der Zusammenbau eines Pumpenmoduls – nach klarer Vorgabe, in vorgegebener Zeit. „Genommen haben wir nur die Besten“, sagt Eder. So wuchs ein starkes Team – mit Innovationskraft, Teamgeist und Flexibilität: Einzel- oder Gruppenarbeit, Linienfertigung – je nach Auftrag.
Mit Innovationskraft und Teamgeist
Zu den ersten Aufgaben zählte der Einbau von Telefonkonsolen in den Omega. OSV war auch das erste Team bei Opel, das Parkpilot-Sensoren im Vectra und Omega verbaute – mit selbstgebautem Werkzeug. Für einen Bruchteil der Kosten im Vergleich zum Zukauf. So verfuhr das Team mit vielen Innovationen: OSV baute, bis sich Serienintegration lohnte. Auf der Straße zeigten sich die OSV-Umbauten stets farbenfroh: Polizeiautos in Grün, später in Blau, Feuerwehrwagen in Rot, OPC-Modelle im markanten Ardenblau. Zehn Jahre nach der Gründung hatte OSV bereits 400.000 Umbauten realisiert.
Ein Dauerbrenner war und ist das Modell Zafira: umgebaut zum Polizeiwagen, Feuerwehr-Kommandowagen oder umgerüstet als Erdgasfahrzeug – lange Marktführer in diesem Segment. Auch das erste Brennstoffzellenmodell mit Blitz, der Hydrogen3, basierte auf dem Zafira A. Und kam aus den bewährten Händen des OSV-Teams, darunter Werner Spieler. Wie auch Eder ist er ein OSV-Mann der ersten Stunde – und seit 25 Jahren dabei. Er erstellt Einbauanleitungen und Stücklisten, dokumentiert sie während der Muster- und Prototypenphase und hinterlegt alles in den OSV-Systemen – damit später exakt nach diesen Vorgaben in Serie gefertigt werden kann.


OSV hat sich inzwischen aus dem Geschäft mit Behördenfahrzeugen zurückgezogen, doch das Team ist heute breiter aufgestellt denn je. Seit 2021 werden Vorserienfahrzeuge von Schwestermarken wie Peugeot, Citroën und DS, aber auch von Opel in Rüsselsheim technisch auf Serienstand gebracht – und anschließend als Gebrauchtwagen verkauft. Ein lohnendes Geschäft: Früher landeten diese Fahrzeuge nach kurzem Showroom-Einsatz bei den Händlern oft auf dem Schrottplatz, erzählt Dieter Eder, Manager Special Vehicles & Service Workshops. Auch den Muster- und Prototypenbau verantwortet Eder nach wie vor.
Wenn es sonst keiner kann
Im Technikcenter kümmern sich OSV-Profis um Fahrzeuge aus ganz Europa, mit deren Reparaturen Händler und Service-Werkstätten überfordert sind. „98 Prozent dieser Fälle lösen wir, den Rest kaufen wir zurück.“ Auch der Pool an Pressefahrzeugen liegt bei OSV – samt Marketing- und B2B-Fahrzeugen aller Stellantis-Marken. Karosseriearbeiten, Lackreparaturen, Räderwechsel an Dienstwagen – alles in Rüsselsheim. Dazu kommt die Rücknahme von Leasingfahrzeugen in Bochum, ebenfalls unter Eders Leitung.
Individuelle Lösungen seit 25 Jahren





Im angeschlossenen „Battery Refurbishment Center“ werden Batterien aus ganz Europa repariert. Verantwortlich: Markus Grassmuck, zuständig für alles, was bei OSV in Serie läuft – inklusive Erstauslieferungs-Inspektionen. Kein Wunder, dass OSV heute mehr Mitarbeiter beschäftigt als je zuvor: aktuell sind es rund 400. Und Felder, auf denen Pionierarbeit geleistet werden muss, werden auch künftig nicht weniger.
Juni 2025