Garant für gute Seiten

Das ist auch in diesem Jahr wieder das „Opel-Jahrbuch 2023“: Die Chronik erscheint zum 25. Mal und verblüfft mit einem einzigartigen Mix aus spannenden und fast vergessenen Geschichten.

– Eckhart Bartels –

„Wir hoffen und wünschen, dass dem Opel-Jahrbuch eine lange Zukunft vergönnt sein wird. Denn die Themen derart fundiert zu beleuchten, gelingt nur in einer jährlichen Chronik, nicht in einem einzelnen Buch.“ Mit diesen Worten zitiert Chefredakteur Eckhart Bartels in seinem Editorial einen namentlich nicht genannten „strengen Zensor.“ Dass der Opel-Historiker mit einem solchen Lob auf das Opel-Jahrbuch 2023 einstimmen kann, freut ihn natürlich besonders, denn es handelt sich um eine Jubiläumsausgabe. Die Opel-Chronik erscheint zum 25. Mal. Und auch diesmal verblüfft sie wieder mit einem vielfältigen Themenmix, in dem 40 Jahre Corsa genauso Platz finden wie „der dicke Senator mit V8“ oder der Opel-Pinguin. Und wie immer schaut die Redaktion nicht nur zurück, sondern blickt auch nach vorn: Sie stellt die Modellpalette des Jahres 2023 vor, betrachtet aber auch den epochalen Umbruch, in dem sich die Autowelt befindet. Wie urteilt der „strenge Zensor“ zurecht? „Wer alle Opel-Jahrbücher besitzt, hat einen hervorragenden Schatz im Bücherregal.“

Vor 100 Jahren:
„Notgeld“ macht erfinderisch

Pandemie, Ukraine-Krieg und eine beginnende Inflation – beherrschende Themen von heute. Und vor 100 Jahren? Litt Deutschland unter den Folgen der Spanischen Grippe, des Ersten Weltkrieges und die Inflation war bereits weit vorangeschritten. Durch die Geldentwertung vertraute die Bevölkerung eher auf Sachwerte, und vor allem auf dem Land blühte längst wieder der Tauschhandel mit Naturalien. 1923 wird Gemeinden und Großbetrieben gestattet, vorübergehend „Notgeld“ in Form von Gutscheinen in Umlauf zu bringen, da die staatliche Notenbank mit der Ausgabe von Geldscheinen mit Tausender- und Millionenwerten nicht mehr nachkam.

Notgeld-Münzen gab es schon länger. Denn durch den Krieg waren die Produktionsmaterialien Kupfer und Nickel rar geworden. Sie durch Aluminium, Eisen und Zink zu ersetzen, war nur vorübergehend hilfreich. Darum füllte Opel sogenanntes „Kapselgeld“ in seine Lohntüten. Eine solche Münze bestand aus einer Metallscheibe mit der Opel-Fabrikmarke, einer Trägerpappe im Innenteil und einer Briefmarke auf der Vorderseite, die ihren Wert angab. Zum 60. Firmengeburtstag im Jahr 1922 gelang es Opel, sogar eine besonders edle Gedenkmünze zu präsentieren: aus Messing und mit geriffeltem Rand. Auf der Vorderseite war der Geldwert von 100 Mark geprägt, auf der Rückseite die Germania. Die Münze war nur sehr kurze Zeit in Umlauf. Wie viele genau, lässt sich nicht mehr ermitteln. Dass Eckhart Bartels im aktuellen Opel-Jahrbuch an die Zeiten des Notgeldes so umfangreich in Wort und Bild erinnern kann, hat ihm der Rüsselsheimer Heimatverein ermöglicht, aus dessen Zeitschrift „Rucilin“ er zitieren durfte.

Fahrspaß pur:
Der Speedster startet durch

Wie immer lassen sich im Opel-Jahrbuch auch Kapitel aus der jüngeren Opel-Geschichte aufschlagen, in denen vielleicht auch eigene Erinnerungen lebendig werden. An den Speedster können sich sicher viele noch erinnern. Eine Fahrspaßmaschine, die bei Lotus im britischen Hethel quasi in Handarbeit gefertigt wurde. Nur 870 Kilo schwer, und so flach und kompakt, das sie fast schon was von einem Gokart hatte. Zwischen 2001 und 2005 kamen 7.207 Exemplare in den Handel. Und wer den kleinen Roadster heute noch in der Garage stehen hat, der wird ihn mit Sicherheit nie mehr hergeben wollen. Torsten Schelper erzählt die Geschichte des Opel Speedster – der auch Cover-Motiv dieses Jahrbuchs ist.

Fast vergessen:
Der Bitter GT von Isdera

Und da wir gerade beim sportiven Fahren à la Opel sind: Jahrbuch-Autor Alexander F. Storz widmet sich in einer „Hommage“ dem Rallye-Kadett. Außerdem hat Eckhart Bartels mal wieder eine besondere Rarität ausgegraben: den Bitter GT, den der umtriebige Ingenieur Eberhard Schulz unter dem Dach seiner Marke „Isdera“ in den 1980er-Jahren im Auftrag von Sportwagenlegende Erich Bitter und dem damaligen Opel-Chefdesigner Chuck Jordan entstehen ließ. Auf Manta-Basis und einem stylischen Design, das von italienischen Edelsportmarken inspiriert war. Da noch einmal genau hinzuschauen, macht vielleicht nicht ganz so viel Spaß wie selbst damit zu fahren, lohnt sich aber dennoch.

Das Opel-Werk Brandenburg –
und was danach kam

Darf es auch ein Stück Industriegeschichte sein? Eckhart Bartels erzählt die Geschichte des Opel-Werks Brandenburg. In Rekordzeit aus dem Boden gestampft, da die Produktionskapazitäten in Rüsselsheim ausgelastet waren, nahm das Werk an der Havel im Spätjahr 1935 seinen Betrieb auf und galt damals als die modernste Fahrzeugfabrik Europas. Unser Foto zeigt eine Postkarte des Werks, entstanden um das Jahr 1936. Zu dieser Zeit wurden bereits täglich 120 Opel Blitz in Brandenburg montiert. Die Produktionszahlen wurden jährlich gesteigert, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zählte das Werk 3.400 Beschäftigte. 1944 wurde es bei einem Bombardement weitgehend zerstört. Wie es mit den Resten während der sowjetischen Besatzung und in der nachfolgenden DDR-Zeit weiterging, ist auch nach der Wende kaum untersucht worden. Für dieses Opel-Jahrbuch hat der Brandenburger Heimatforscher Stefan Menzel nun Archive und bis dato unbekannte Quellen durchforstet und die Geschichte komplettiert.

„Pingi“ – der Sympathieträger
für frostige Themen

Ob Reifen wechseln, Außenbeleuchtung prüfen oder Bremsscheiben checken – vor der kalten Jahreszeit dem Kunden spezielles Zubehör oder Dienstleistungen anzubieten, hat in Opel Service-Werkstätten Tradition. Zur Wintersaison 1980 erfand Opel eine Werbefigur, mit der die Umsätze in diesem Geschäftsbereich nachweislich stiegen: „Pingi“, den Pinguin. Dank seiner positiven Ausstrahlung wurde er zum „natürlichen Sympathieträger“. Auch wenn er mehrmals sein Erscheinungsbild änderte. Zunächst eher realistisch gezeichnet, wandelte er sich später in eine Comic-Figur.

Und er variierte seine Erscheinungsform: Zu Beginn war er eine Papptafel, später gab es ihn als Pin, Aufkleber oder Schlüsselanhänger. Da „Pingi“ so beliebt war, konnte man ihn als Plüschtier in verschiedenen Größen sogar kaufen. Zudem war er für lebendige Artgenossen aktiv: 1989 vereinbarte Opel eine Kooperation mit dem World Wildlife Fund (WWF), um bedrohte Pinguine auf den Galapagos-Inseln und in Ecuador zu schützen. Ein Teilbetrag von jedem Opel-Wintercheck wurde an den WWF überführt. Stolze 31 Jahre lang stand der Sympathieträger insgesamt in den Diensten von Opel.

Das Opel-Jahrbuch 2023 (ISBN: 9783751610582) ist im Podszun-Verlag erschienen, kostet 18,90 Euro und ist 144 Seiten stark. Erhältlich ist es in der Buchhandlung oder direkt beim Verlag.


November 2022