Geliebtes „Lemon Baby“

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Wahre Liebe kennt keine Grenzen. Das weiß Klaus-Peter Martin genau. Sein Opel GT aus dem Jahr 1970 hat schon drei Mal den Atlantischen Ozean zwischen den USA und Europa überquert – öfter als die meisten Menschen. KP, wie Klaus-Peter Martin von seinen Freunden genannt wird, denkt lächelnd daran zurück, wie sein Jobwechsel bei General Motors dazu führte, dass sein geliebter GT zum Weltenbummler wurde.

„Als Mitarbeiter bei Opel im Bereich European Public Relations war ich 1996 bei der internationalen Pressevorstellung in den USA tätig. Während der Veranstaltung erzählte mir eine der Hilfskräfte vor Ort,  sie habe vor Kurzem einen Opel GT aus dem Jahr 1970 gekauft “, so KP. „Ich sagte ihr, dass ich Anfang der 1980er selbst einen GT besessen hatte, den ich jedoch verkaufen musste, da ich Geld für mein Studium brauchte. Obwohl ich den GT noch nie gesehen hatte, sagte ich zum Spaß, sie solle mich anrufen, wenn sie das Auto irgendwann einmal los werden wollte. Sie erklärte mir jedoch, dass sie ihr ,Lemon Babyʻ – benannt in Anlehnung an die leuchtend gelbe Wagenfarbe – liebte und nicht hergeben würde.“

Einige Monate später, als er wieder zurück in Deutschland war, erhielt KP einen Anruf. Am anderen Ende der Leitung erklang eine ihm vertraute Frauenstimme: „Haben Sie noch Interesse am GT?“ Ohne den Wagen oder ein Foto davon je gesehen zu haben, entschied sich KP die Katze im Sack zu kaufen, da die Besitzerin einen „absolut angemessenen Preis“ verlangte. Er wusste zwar, dass umfassende Restaurationsarbeiten nötig sein würden, jedoch nicht, wie hoch der Aufwand tatsächlich sein würde.

 

Augenaufschlag: Mithilfe eines Hebels ließen sich die Klappscheinwerfer des GT ein- und ausfahren.

Augenaufschlag: Mithilfe eines Hebels ließen sich die Klappscheinwerfer des GT ein- und ausfahren.

 

Rückkehr nach Hause
Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, wurde der GT mit dem Schiff auf die Reise zurück nach Deutschland geschickt. Drei Wochen später erhielt KP die Nachricht,  sein GT sei angekommen. Jetzt musste er das „Lemon Baby“ nur noch auf einem riesigen Parkplatz ausfindig machen. „Und da stand es. Gelb, in der Tat, aber zu einem großen Teil auch rostbraun. Die untere Hälfte des Wagens war zudem mit schwarzer Unterbodenfarbe lackiert worden. Kurz gesagt: Der Wagen war in einem ziemlich schlechten Zustand. Aber das störte mich nicht. Mit Kurzzeitkennzeichen an Front und Heck fuhr ich nach Hause“, erinnert sich KP.

Als er im Wagen saß, hatte er sofort wieder dieses besondere GT-Gefühl – die tiefen Sitze, der enge Innenraum und der einzigartige Geruch. „Glücklicherweise ließ sich der Motor starten, auch wenn nur drei der vier Zylinder funktionierten. Ich legte den ersten Gang ein, gab Gas, ließ die Kupplung los und … wir bewegten uns. Gut, wir bewegten uns mehr schlecht als recht“, fügt er lächelnd hinzu. „Der Schalthebel und das gesamte Getriebe wippten auf und ab, nach links und nach rechts, sodass das Fahren fast unmöglich war. Alle Kunststoffteile der Getriebelager hatten entweder ihre besten Tage hinter sich oder fehlten komplett.“ Nach einer langsamen und sicheren Fahrt nach Hause parkte der GT fast drei Jahre lang geschützt in einer Garage. In dieser Zeit suchte KP zahlreiche Ersatzteile zusammen, um „irgendwann einmal“ mit der Restauration zu beginnen.

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Meine Frau und ich wollten, dass die Leute, die den GT restaurieren, nicht nur ihr Handwerk verstehen, sondern auch eine tiefe Leidenschaft für das legendäre Opel-Coupé hegen.

 

Das Schicksal nimmt seinen Lauf
Doch das Schicksal hatte andere Pläne für KP und sein „Lemon Baby“: KP wurde ein Auftrag für drei Jahre in der GM-Hauptniederlassung in Detroit, Michigan, USA angeboten. „Ich wollte den GT nicht noch drei weitere Jahre in meiner Garage warten lassen. Und ehrlich gesagt hatte der Wagen wirklich professionelle Hilfe nötig, vor allem aufgrund der stark perforierten Karosserie“, erklärt er. „Schließlich sind die einzigen Blechteile, die sich ohne Trennschleifer entfernen lassen, die vorderen Scheinwerfer, die Türen und die Motorhaube. Der Rest ist ein einziges großes, zusammengeschweißtes Stück Blech.“

Zusammen mit den Ersatzteilen, die KP bereits gekauft hatte, brachte er den GT auf einem Pritschenwagen zum Autohaus Eduard Krieg GmbH & Co. KG in Mellrichstadt, einem Opel-Händler, der sich auf die Restauration von GT-Modellen spezialisiert hatte. „Meine Frau und ich wollten, dass die Leute, die den GT restaurieren, nicht nur ihr Handwerk verstehen, sondern auch eine tiefe Leidenschaft für das legendäre Opel-Coupé hegen“, erläutert KP. Die Experten beim Autohändler begutachteten den Wagen sorgsam: „Sie wussten genau, vor was für eine Herausforderung ich sie stellte, aber auch, was alles auf mich zukam: viele Besuche, Telefonate und selbstverständlich Kosten. Ich gab ihnen die Anweisung, den GT sorgfältig zu restaurieren, da er mich überdauern sollte – und ich ging davon aus, noch eine ganze Weile hier zu sein.“

In der Einfahrt: Zwei Chevrolets beäugen den Opel GT in seiner vollen Pracht.

In der Einfahrt: Zwei Chevrolets beäugen den Opel GT in seiner vollen Pracht.

 

Bis aufs letzte Schräubchen
Und es ging gleich richtig los mit den Anrufen: „,Hallo Herr Martin, wir haben gerade diesen Teil des Autos auseinandergenommen und brauchen eine Entscheidung von Ihnen. Wir können das provisorisch oder richtig reparieren. Meine Antwort war jedes Mal dieselbe. Etwa ein Jahr und eine beträchtliche Summe Geld später waren die Restaurationsarbeiten abgeschlossen, und das Auto sah buchstäblich neu aus. Der Wagen war komplett auseinandergenommen worden, und die vollständige Restaurierung hat das gewünschte Ergebnis gebracht.“

Es gab keine Kabel, Schrauben, Muttern, Schläuche oder Bleche in, an oder unter dem Auto, die nicht entfernt worden waren. Die Mechaniker kratzten die ursprüngliche Farbe  von Hand ab, um Sandstrahlen zu vermeiden. Motor, Getriebe sowie Vorder- und Hinterachsen bauten sie auseinander und wieder neu zusammen, tauschten bei Bedarf Teile aus. Die entkernte Karosserie lackierten sie unter Verwendung der Originalformel aus den späten 1960ern in demselben speziellen Gelbton, der bei amerikanischen Modellen verwendet wird: „Das war das Detail, das ich brauchte. Es war teuer, aber jeden Cent wert.“

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Im Sommer fahren wir gerne durch Michigan und erkunden die Landschaft. Aber nur bei schönem Wetter! Und selbstverständlich ist das ,Lemon Baby‘ auch jedes Jahr beim Woodward Dream Cruise dabei.

 

„Lemon Baby“ startet durch
Der GT war startbereit. Das perfekt restaurierte „Lemon Baby“ wartete in einer Garage in Mellrichstadt, während KP Tausende Kilometer entfernt in Detroit arbeitete. Kein großes Problem, da sein Auftrag in den USA schließlich fast abgeschlossen war, so dachte KP zumindest. „Da lag ich ganz schön falsch. Nachdem ich etwa zwei Jahre bei GM in Detroit gearbeitet hatte, wurde eine bedeutende, lebensverändernde Entscheidung gefällt: Wir würden nicht nach Deutschland zurückkehren. Der Umzug in die USA war endgültig. Unser GT befand sich also wieder einmal auf der anderen Seite des Atlantiks.“

Das Spiel mit der Verschiffung begann von vorne, diesmal jedoch in die entgegengesetzte Richtung. Das „Lemon Baby“ musste noch einmal dieselbe Reise antreten wie 1970, als es als nagelneuer Wagen in die USA exportiert wurde. Der GT wurde sorgfältig in einen Container verfrachtet, der wiederum auf ein Schiff und in Detroit schließlich auf einen Lastwagen. „Dann waren wir endlich wieder vereint. Es ist nun schon mehr als zehn Jahre her, seitdem mein GT in die USA zurückkam. Im Sommer fahren wir gerne durch Michigan und erkunden die Landschaft. Aber nur bei schönem Wetter“, fügt KP hinzu. „Und selbstverständlich ist das ,Lemon Baby‘ auch jedes Jahr beim Woodward Dream Cruise dabei.“ Da KP den amerikanischen Fahrzeugbrief zur Hand hatte, war die Zulassung recht unkompliziert. Zudem konnte er auch alte Nummernschilder aus dem Jahr 1970 auftreiben, dem Jahr, in dem der Wagen gebaut wurde.

 

Ein echter Klassiker: die original Nummernschilder aus dem Jahr 1970.

Ein echter Klassiker: die original Nummernschilder aus dem Jahr 1970.

 

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Sie wären überrascht, wie viele Amerikaner zu mir und meinem GT kommen und sagen: ,Hey, ich kenne diesen kleinen Flitzer, das ist ein Opel GT.‘

 

Unverkennbare Herkunft
„Sie wären überrascht, wie viele Amerikaner zu mir und meinem GT kommen und sagen: ,Hey, ich kenne diesen kleinen Flitzer, das ist ein Opel GT.‘“, erklärt KP. Entweder hätten sie im College selbst einen gehabt, oder sie kannten einmal jemanden, der einen besaß. Immerhin wurden die meisten GT-Modelle in den USA verkauft. Der Wagen ist eine echte Attraktion – mit seinem Design und der leuchtend gelben Farbe sorgt er überall für Aufsehen. KP führt immer wieder gerne seinen liebsten Partytrick vor – den Augenaufschlag der Scheinwerfer. Durch Betätigen eines Hebels öffnen sich die „Schlafaugen“ des GT, was immer für eine kleine Sensation sorgt.

Der GT hat eine bewegte Geschichte in den USA hinter sich, wo über die Hälfte des gesamten Produktionsvolumens durch Buick-Händler vertrieben wurde. Damals entschied sich das Unternehmen, das Auto mit dem unverkennbaren GM-Logo zu versehen, damit die Leute erkennen konnten, dass es zur GM-Familie aus Detroit gehörte. Im Alter von 44 Jahren kann sich das „Lemon Baby“ jetzt damit rühmen, dreimal den Atlantik überquert zu haben. Martin: „Und damit qualifiziert sich der Wagen jawohl ganz klar als Vielreiser, oder?“

 

 

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