Geschichte, die bewegt

Schon erstaunlich: Opel produziert schon seit 1937 keine Fahrräder mehr, doch immer noch setzen sich zahlreiche Mitarbeiter in ihrer Freizeit vehement für das zweirädrige Erbe ihres Unternehmens ein. „Was kann es Schöneres geben, als bei Opel zu arbeiten und Fabrikate zu benutzen, die noch aus der Gründerzeit stammen?“, fragt beispielsweise Andreas Leibner, der im Karosseriewerk für Budget-Administration zuständig ist – und seine Leidenschaft mit vielen aktiven und ehemaligen Opelanern im Radfahrer-Verein (RV) Opel teilt.

Die gelernten Autobauer kamen auf unterschiedlichen Wegen zum Zweirad. Der heute 70-jährige Klaus Flunkert etwa, der bis vor einigen Jahren im Finanzbereich von Opel beschäftigt war, ist seit 1991 im RV Opel begeisterter Radsportler, ehe er 1997 über den Klubkameraden Werner Martin zur Historischen Abteilung des RV Opel stieß. Besonders die Hochräder faszinierten ihn. Heute leitet er im Verein eine eigene Gruppe, die sich nur dieser besonders anspruchsvollen Form der Pedal-Oldies widmet – und die Marke Opel übers Jahr auf zahlreichen Umzügen und Festveranstaltungen repräsentiert.

 


„Was kann es Schöneres geben, als bei Opel zu arbeiten und Fabrikate zu benutzen, die noch aus der Gründerzeit stammen?“

Andreas Leibner

 

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Technik, die begeistert: Das galt auch damals schon – für Opel-Rennräder.

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Auch ein Vorteil: Opel-Fahrräder lassen auch Platz sparend präsentieren – einen GT so aufzuhängen, wäre schwierig.

 

VOM STAMMTISCH ZUM BLAUSCHILD
Opel-Rentner Alfred Preuhsler wiederum, der in der Motorenentwicklung tätig war, ist gut mit Jürgen Nöll befreundet, dem bekannten Experten für Opel-Motorräder, der seit der Jahrtausendwende allerdings auch unmotorisierte Zweiräder sammelt. Dieser nahm ihn mal mit zum Stammtisch der Historischen Abteilung. Der Rest ist sozusagen Geschichte.

Kurze Zeit später erstand Preuhsler ein „Blauschild“-Rad von 1936 – so genannt nach der Farbapplikation, mit der Opel dieses Modell ausstattete. Ein Jahr später wurde ihm ein altes Opel ZR3-Rennrad angeboten. „Das war allerdings zum Tourenrad ausgebaut worden. Ich brauchte eine Zeit, bis ich ihm mit original restaurierten Anbauteilen und Originallackierung wieder sein ursprüngliches Aussehen verliehen hatte“, erzählt der Österreicher. Umso stolzer ist er nun auf das rollende Juwel.
OPEL-RÄDER SIND OLDTIMER FÜR KLEINES GELD
Generell ermöglichen alte Räder, für kleines Geld in die Oldtimerszene einzusteigen. „Viele verstehen unter dem Begriff alte Autos, meist legendäre Sportwagen oder Luxuslimousinen“, klärt Jürgen Nöll auf. Dabei vermittelten auch Zweiräder wunderbar das nostalgische Flair vergangener Zeiten und verursachten weder hohe Anschaffungs- noch Folgekosten: „Weder TÜV noch Zulassung und Fahrerlaubnis sind nötig. Nur gelegentliches Prüfen des Luftdrucks, ein paar Tropfen Öl für Radlager und Kette – und schon kann die Ausfahrt beginnen.“

„Es macht aber auch Spaß, einfach mal mit einem Hochrad Brötchen zu holen“, erzählt Andreas Leibner. Allerdings müsse man sich dafür Zeit nehmen. Nicht etwa, weil die Räder so langsam seien, nein – „sondern weil man unterwegs immer gefragt wird, wie man da eigentlich rauf- und wieder runtersteigt.“

Klar, dass die aktiven und ehemaligen Opelaner auch alle mit von der Partie sind, wenn der RV Opel am Sonntag, 31. Mai, zur 5. Retropedal einlädt. Da gilt es schließlich, Geschichte zu bewegen.

 


„Es macht aber auch Spaß, mit einem Hochrad Brötchen zu holen. Allerdings muß man sich dafür Zeit nehmen, weil man immer gefragt wird, wie man da eigentlich rauf- und wieder runtersteigt.“

Andreas Leibner

 

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Aktive und ehemalige Opelaner engagieren sich für Unternehmensgeschichte auf zwei Rädern: Andreas Leibner vom Karosseriewerk, Katrin Obry von der Opel-Werkstatt und die Ruhenständler Klaus Flunkert sowie Alfred Preuhsler (v.r.) vor dem einmillionsten Fahrrad aus der Opel-Produktion.

 

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Da war nicht mal fliegen schöner: Ein Opel-Motorrad vor dem legendären RAK 2.

 

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Der Clou der Sammlung: Das legendäre „Quintuplet“.

 

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Wie wäre es? Mit einem alten Rad lässt sich leicht in die Oldtimer-Szene einsteigen.

 


 

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RV Opel: Am Anfang war Adam

Besonders im Rasenradball feierte der Verein Erfolge: 1930, 1961 und 1965 wurde er Deutscher Meister, dazu sammelte er mehrere Westdeutsche und Hessen-Meisterschaften. Heute ist der Klub auf Radtouren und Radwandern spezialisiert – und in der Classic-Szene für seine Historische Abteilung bekannt.

Diese existiert seit 1987 und hat sich zum Ziel gesetzt, historische Opel-Räder wiederzuentdecken, zu restaurieren und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Auch Nachbauten fertigen Fahrradnostalgiker nach historischen Vorlagen an. Immer wieder tatkräftig unterstützt werden sie dabei von der Opel-Oldtimerwerkstatt.

Zu sehen sind die rollenden Exponate das ganze Jahr über auf verschiedenen Umzügen und Festveranstaltungen. Zur 150-Jahr-Feier von Opel in Berlin rollten Hochräder des RVO durchs Brandenburger Tor. Ebenso ist man Stammgast beim Hessentag. Und im Frühjahr 2014 waren die Pedalritter erstmals nach 90 Jahren wieder auf dem Mainzer Rosenmontagszug präsent.

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