Spitzensportler unter sich

Rallye fahren und Rennen laufen – das sind zwei verschiedene Paar Schuhe, beziehungsweise Reifensätze. Wenn der Zehnkämpfer Niklas Kaul zu 100-, 400- und 1.500 Meter-Läufen antritt, fällt ein Startschuss – und dann geht’s los. Bei der 10. „Bodensee Klassik“ hingegen wird zeitversetzt gestartet: Alle … 60 … Sekunden … ein … Fahrzeug.

Da dauert es eben, bis die Startnummer 27 dran ist. So gerne Fahrer und Wagen auch loswollen, so sehr es im Gasfuß bereits kribbelt. Als es dann aber soweit war, spürte der Welt- und Europameister, dass der Opel Rallye-Wagen, in der er saß, seinem selbst gesteckten Ansporn „immer Top-Leistungen abzurufen“, durchaus gerecht wird: „Ich konnte spüren, was damals mit dem Kadett alles möglich war – und auch heute noch ist.“  

„Ich konnte spüren, was damals mit dem Kadett alles möglich war – und auch heute noch ist.“

– Niklas Kaul – 

Familiensache: Der Kadett 1.6 S Aero (von links), der Kadett GT/E der 1000er-Serie und der Kadett C GT/E bilden Spalier für die neuste Generation – den Astra GSe, die sportliche Speerspitze der Opel-Kompaktklasse.
So kann man Pausen genießen: Europa- und Weltmeister im Zehnkampf Niklas Kaul am GT/E und vor herrlichem Alpenpanorama.
Gib‘ Gas, ich will Spaß: Der Leichtathletik-Champion ist nicht nur zum Posen an den Bodensee gekommen.

Was bei Opel heute möglich ist, muss dem 25-Jährigen niemand erklären. Der Mainzer Spitzensportler hat sich in seinem neuen Opel Astra GSe auf den Weg nach Friedrichshafen gemacht. Und wie sich hochdynamischer Fahrspaß mit verantwortungsbewusster, lokal emissionsfreier Fahrweise bestens verbinden lässt, davon konnten sich auch die Organisatoren der Bodensee-Klassik überzeugen. Denen nämlich hatte Opel ebenfalls einen Astra GSe als Begleitfahrzeug zur Verfügung gestellt.

GT/E – begehrter denn je

In einem Kadett, also einem Vorgänger seines aktuellen Astra, wollte Niklas Kaul erleben, wie die Marke vor vier Jahrzehnten Fahrspaß definierte. Dazu gaben ihm vor allem die zahlreichen Kurven bei der legendären Ausdauerfahrt im Dreiländereck beste Gelegenheit. Das vom ihm zusammen mit Benjamin Schweppe (GF B&M Marketing) gesteuerte Modell galt damals wie heute als ein ganz besonderer Kurvenstar: der Kadett GT/E, einer der begehrtesten Opel überhaupt in der Klassik-Szene. Baujahr 1977, 115 PS. Unverbaut und unverändert, ist er heute kaum noch erhältlich. Wer einen hat, gibt ihn nicht mehr her.

Der Wagen vor mir ist ein Kadett Aero: Die „Bodensee Klassik“ gehört zu den schönsten Oldtimer-Rallyes.
Fahrspaß steht im Mittelpunkt: Niklas Kaul und Benjamin Schweppe genießen die Landschaft.
Kein Grund, schwarz zu sehen: Der Kadett E GSi führt das Feld an.
Roadbook statt Navi: Jockel Winkelhock vertraut auf seinen Beifahrer Boris Schmidt.
Vorsicht, Wertungsprüfung: Der Kadett steht bereit, der Astra GSe ist Begleitfahrzeug der Organisatoren.

Ebenfalls zum #TeamOpel bei der 10. Auflage der Ausdauerfahrt gehörte Joachim „Jockel“ Winkelhock. Auch er fuhr zusammen mit FAZ-Redakteur Boris Schmidt einen Kadett GT/E, allerdings einen aus der legendären „1000er Serie“ – was ihn zu einer noch größeren Rarität macht. Der ehemalige Formel 1-Pilot, Le Mans- und DTM-Champion sowie langjähriger Opel-Markenbotschafter war nicht weniger heiß auf den gelb-weißen Opel-Klassiker als sein Teamkamerad aus der Leichtathletik: „Sobald ich in einem Klassiker wie dem Kadett GT/E sitze, steigt bei mir das Adrenalin.“

Kadett des Altbundeskanzlers lässt grüßen

Ebenso eine Rarität ist der Kadett Aero 1,6, mit dem Opel-Kommunikationsmanager Patrick Munsch und Verena Fernis („General Manager“, Bild am Sonntag) auf der „Drei-Länder-Tour“ unterwegs waren. Der 1991er Kadett GSi, den Opel Classic-Chef Leif Rohwedder zusammen mit dem Auto-Journalisten Malte Büttner steuerte, hat zu seinem Seltenheitswert noch eine persönliche Geschichte parat: Er gehörte einst Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Warum Opel zum 10. Geburtstag der Bodensee-Klassik diese Kadett-Pretiosen präsentierte? Der Kadett C feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag.

„Sobald ich in einem Klassiker wie dem Kadett GT/E sitze, steigt bei mir das Adrenalin.“

– Jockel Winkelhock – 

Bei herrlichem Wetter lässt sich die Landschaft im Aero bestens genießen.
Immer geradeaus? Zehnkämpfer Niklas Kaul lässt sich zeigen, wo’s langgeht.
Sobald er in einem GT/E sitzt, steige bei ihm das Adrenalin, sagt er: Sieht entspannt aus, wie Jockel Winkelhock über die Piste gleitet.
Angekommen! Ziel aller Etappen war stets Friedrichhafen, wo auch eine Klassikmesse ihre Pforten geöffnet hatte.
Pause vorm Alpenpanorama: Patrick Munsch und Verena Fernis waren im Kadett Aero unterwegs, Niklas Kaul und Benjamin Schweppe im Kadett GT/E.

Eine Klassik-Rallye fahren oder einen Wettkampf absolvieren – dieser Vergleich hält für Niklas Kaul noch die ein oder andere ungewöhnliche Erfahrung bereit. Der Zehnkämpfer ist es gewohnt, der Schnellste, Beste und Weiteste sein zu müssen. Die „Bodensee Klassik“ hingegen ist ein beschauliches Kräftemessen. Gefahren wird nicht zu schnell, nicht zu langsam, sondern im Takt. „Reisen statt Rasen“ lautet das Motto. Vorbei an Zeitkontrollen und Durchfahrtskontrollen. Ein ruhiger Fuß und kühler Kopf sind gefragt, wenn etwa der 65 Meter lange Abschnitt in einer Soll-Zeit von exakt acht Sekunden zurückgelegt werden muss. Jede Abweichung hat Strafpunkte zur Folge. Am Ende gewinnt das Team, das die wenigsten Punkte kassiert.

Was der GT/E draufhat – „Jockel“ weiß es

Das älteste Fahrzeug im 120 Fahrzeuge starken Starterfeld bekam die Startnummer 1. Der Lagonda Le Mans mit dem Baujahr 1934 führte das Feld an – Überholen streng verboten! Niklas Kaul konnte diese neuen Erfahrungen am Freitag genießen. Am Sonntag stand für ihn schon wieder der nächste Wettkampf an, in dem es galt, Höchstleistungen zu liefern. Drum hieß es nach der Bodensee-Rundfahrt am Freitagabend Abschied nehmen. Seine Erkenntnis, nachdem er nun Kadett und Astra miteinander vergleichen durfte: „Nicht umsonst sind beide Bestseller geworden.“ Der Rest des Opel-Teams durfte am Tag darauf die 600 Kilometer lange Gesamtstrecke komplettieren. „Ich wollt mal sehen, was das Auto noch draufhat“, fasst „Jockel“ Winkelhock stellvertretend für alle Opel-Fahrer und -Beifahrer zusammen. „Und wo könnte ich das besser genießen als bei einer abwechslungsreichen Streckenführung in einer landschaftlich so schönen Umgebung.“


Mai 2023

Text: Eric Scherer, Fotos: André Tillmann