Wo Ausbildung Karriere macht

Zentraleinheit platzieren, Kabel anklemmen, Schaltungen testen: Esther Fink arbeitet an einer speicherprogrammierbaren Steuerung – dem Nervenzentrum der Automatisierung. Es steuert Roboter und Anlagen. „Signale werden in Aktionen umgewandelt“, sagt sie. Das Programm dazu? Hat sie selbst geschrieben. Seit einem halben Jahr lernt sie bei Opel: Mechatronikerin in Ausbildung, zugleich Studentin im Studiengang Engineering. Schweißen kann sie auch. „Eine ordentliche Naht kriege ich schon hin.“

Selbstbewusst führt die 21-Jährige eine lange Tradition fort. 1865 beginnt der erste Opel-Lehrling: Georg Klingelhöfer, drei Kreuzer Lohn, zwölf Stunden Arbeit – täglich. Sein Chef ist Adam Opel. Die Aufgaben: fegen, streichen, kassieren. Der junge Klingelhöfer ist geschickt – und effizienter beim Eintreiben der Rechnungen als der Firmengründer. Was mit einem Lehrvertrag per Handschlag vor 160 Jahren begonnen hat, wird zur Institution: Mehr als 27.000 junge Menschen haben bis heute bei Opel eine Ausbildung gemacht.

„Die Ausbildung ist kein Satellit, sondern fester Bestandteil des Unternehmens. Unsere Pipeline für Talente.“

– Ausbildungsleiter Maik Giess –

Selbst als Azubis gestartet: Maik Giess verantwortet heute die Opel-Ausbildung, ist Personalmanager für das Stammwerk.
Projektarbeit: Die angehenden Fachinformatiker im ersten Lehrjahr bereiten Präsentationen für das Werksfest vor.
Theorie praktisch anwenden: Die Projekte und Präsentationen setzen die Auszubildenden nach eigenen Vorstellungen selbstständig um.
Das Herzstück: Das Rüsselsheimer Ausbildungszentrum ist für viele Auszubildenden die erste Anlaufstation.
Informatiker statt Lehrer: Muhamet Islami hat auf eine Ausbildung umgesattelt – „die beste Entscheidung überhaupt“.
Immer der Linie entlang: Die angehenden Fachinformatiker programmieren selbstständig fahrende Buggys.

Das Ausbildungsspektrum reicht aktuell vom Industriemechaniker bis zur IT-Spezialistin, von der Feuerwehrfrau bis zum Hightech-Experten für Elektromobilität. Besonders gefragt: duale Ausbildungen mit Studium. Sie machen inzwischen die Hälfte der jährlich 170 Ausbildungsplätze in Rüsselsheim, Eisenach, Kaiserslautern und Bochum aus – und ziehen Talente aus dem ganzen Land an. Zu Recht: Opel wurde gerade als „Dual Studieren: Deutschlands Top-Ausbilder“ ausgezeichnet – mit voller Punktzahl als Branchensieger. „Damit setzen wir den Benchmark in der Autobranche“, sagt Ausbildungsleiter Maik Giess.

Global gefragt

Auch eine Delegation aus Kanada hat der Ausbildungsleiter kürzlich empfangen. Denn: Die zweigleisige Ausbildung „Made in Germany“ gilt weltweit als Goldstandard. Theorie in der Berufsschule, Praxis im Betrieb – so entstehen Fachkräfte, die mitdenken und anpacken. Opel hat diesen Diamanten jahrzehntelang geschliffen. Viele bundesweite Ausbildungsstandards, etwa für Kfz-Mechatroniker, tragen die Handschrift aus Rüsselsheim. Eine wichtige, zusätzliche Säule im Unternehmen ist das Ausbildungszentrum, die erste Anlaufstation für viele Azubis. 37 Ausbilder lehren hier die Grundlagen des jeweiligen Fachbereichs. „Unsere Ausbildung ist kein Satellit“, betont Maik Giess. „Sie ist Teil des Unternehmens. Unsere Pipeline für Talente.“

Ausbildung plus Studium: Esther Fink hat sich bewusst für die Automobilindustrie entschieden – „hier kommen die Themen der Zukunft zusammen.“
Sebastian Telch verantwortet unter anderem die Ausbildung der Metallberufe und sagt: „Die Auszubildenden heute wollen verstehen, was sie tun – und warum.“
Esther Fink macht sich mit der speicherprogrammierbaren Steuerung vertraut – dem Nervenzentrum moderner Industrieanlagen.
Ob Digitalisierung, Automatisierung oder Elektromobilität – die Automobilbranche ist Innovationstreiber auf entscheidenden Feldern.
Von angewandter Informatik bis Hochvolt: Als Bereichsleiter für die Technische Ausbildung hat Markus Tauer künftig benötigtes Know-how im Blick.
Im Opel-Ausbildungszentrum lernen die Auszubildenden im ersten Lehrjahr von der Pike auf die Grundlagen ihres jeweiligen Fachs.

Von der Werkbank zum Werksleiter

Allein im Stammwerk haben rund 80 Prozent der Mitarbeitenden bei Opel gelernt – und sind geblieben. Viele sind aufgestiegen: Führungskräfte bis hin zum Werksleiter stammen aus der Ausbildung. Auch Sebastian Telch und Markus Tauer, heute selbst Ausbilder, haben einst bei Opel gelernt. Sie sagen: „Azubis lernen hier mehr, als der Lehrplan verlangt.“ Auch ein Elektroniker darf schweißen. Ein Mechatroniker präsentieren.

Überhaupt hat sich die Ausbildung stark gewandelt. Keine starren Vorgaben mehr – Projekte entstehen im Team, organisiert von den Azubis selbst. Einer von ihnen ist Muhamet Islami. Er wollte Lehrer werden – Englisch und Philosophie. Nach fünf Semestern zog er die Reißleine und bewarb sich bei Opel. „Die beste Entscheidung überhaupt“, sagt der angehende Fachinformatiker. Heute lernt er Programmiersprachen wie C# und Python. Mit anderen Azubis bereitet er eine Präsentation fürs Werksfest vor. Der Aha-Effekt kam beim Programmieren des Reaktionsspiels: „Plötzlich ergab alles Sinn. Die Theorie der vergangenen Monate wurde lebendig.“

„Zu Opel zu gehen, war die beste Entscheidung überhaupt.“

– Muhamet Islami, angehender Fachinformatiker –


Tradition mit Zukunft:
160 Jahre Ausbildung bei Opel

1 Georg Klingelhöfer ist der erste Opel-Lehrling. Ein Foto aus jungen Jahren fehlt – dieses stammt von 1937. Sein Lehrvertrag? Geschlossen per Handschlag – im Jahr 1865, 72 Jahre zuvor, mit Adam Opel.
2 Der erste schriftliche Lehrvertrag bei Opel datiert auf das Jahr 1894. Unterzeichnet von Adam Opel und Lehrling Peter Laun. Eine systematische Ausbildung lässt noch ein paar Jahre auf sich warten.
3 Im Jahr 1911 ist es so weit: 22 Jugendliche starten in der neuen Lehrwerkstatt ihre Ausbildung. Praxis im Werk, Theorie in der Rüsselsheimer Gewerbeschule – mitfinanziert von den Opel-Brüdern.
4 In den Jahren 1913/14 entsteht eine eigene Fabrikschule. Ab 1922 regeln erste Berufsschulgesetze die Ausbildung – im neuen, dualen System. Das Foto zeigt die Werkschule 1934.
5 Die Ausbildung wächst. 1958 absolvieren junge Frauen eine kaufmännische Lehre – das Foto zeigt sie im Unterricht. In den 60ern starten auch in Berlin, Bochum und Kaiserslautern die ersten Opel-Lehrlinge.
7 Rechnergestütztes Lernen und Arbeiten gehört bereits 1984 fest zur Ausbildung. Plätze sind heiß begehrt: Mitte der 1980er erreichen die Ausbildungszahlen im Unternehmen Rekorde.
6 Die Bedeutung elektronischer Systeme im Fahrzeug, aber auch der Fertigung, nimmt zu. So rückt der Umgang mit elektronischen Komponenten wie hier bei der Ausbildung im Jahr 1960 immer stärker in den Mittelpunkt. 

Seit 1865 lernen junge Menschen im Unternehmen. Über 27.000 waren es seitdem.

8 Ausbildung bei Opel heißt: Technik von morgen lernen. Schon 1989 stehen in der Lehrwerkstatt computergesteuerte Fräsmaschinen – seinerzeit eine Ausstattung auf dem neusten Stand der Technik.
9 Talentschmiede Ausbildung: Die angehenden Industriemechaniker von 1999 stehen stellvertretend für viele: Sie sind das Rückgrat der Fertigung. Ein Großteil der heutigen Belegschaft am Stammsitz ist einst mit einer Ausbildung ins Unternehmen gestartet.

10 Immer wieder kommen neue Berufsbilder hinzu: Da sich die Produktgestaltung und Konstruktion ins Digitale verlagert, beginnt Opel 2017 beispielsweise damit, Technische Produktdesigner auszubilden. Die Ausbildung löst die des Technischen Zeichners ab.
11 Mit besten Berufsaussichten: Aktuell bildet Opel jedes Jahr etwa 170 junge Menschen in Rüsselsheim, Eisenach, Kaiserslautern und Bochum aus. Auch die Auslerner im Sommer 2025 werden – wie in den Jahren zuvor – unbefristet übernommen.

Selbstbestimmtes Arbeiten ist Grundprinzip. „Die Auszubildenden heute wollen verstehen, was sie tun – und warum“, sagt Sebastian Telch. Er verantwortet die Metallberufe, das Bewerber-Recruiting, koordiniert die Zusammenarbeit mit den Hochschulen. Das Ausbildungsspektrum wächst, neue Berufsbilder kommen hinzu. Als Opel etwa den dualen Studiengang „Angewandte Informatik“ einführte, hatte keine Abteilung danach gefragt. Doch nach den ersten Absolventen ist das Interesse groß. „Wir sind die interne Talentschmiede“, sagt Markus Tauer, Bereichsleiter für die Technische Ausbildung. „Wir antizipieren mit einigen Jahren Vorlauf, welches Know-how benötigt wird.“ Auch Elektromobilität und Hochvolt-Ausbildung fallen in seinen Bereich.

Beste Zukunftsaussichten

Esther Fink kommt aus Bonn. Für das Duale Studium ist sie nach Rüsselsheim gezogen. Berufsschule, Ausbildungszentrum, Vorlesungen: „Das Lernpensum ist tough“, sagt sie. Trotzdem fühlt sie sich wohl. Der Zusammenhalt stimmt. Auch im Rüsselsheimer Hockeyclub ist sie bereits aktiv. Ihr Trainer? Arbeitet bei Opel – im Presswerk. „Wäre cool, wenn mich meine Ausbildung dorthin führt“, sagt sie. Ab dem zweiten Lehrjahr geht es in die Fachbereiche. Dass sie in die Autobranche wollte, war ihr klar: „Elektromobilität, Digitalisierung, Automatisierung – hier kommen die Themen der Zukunft zusammen.“ Opel? Keine Sekunde bereut. Die Perspektive? Stark. Auch dieses Jahr übernimmt Opel wieder alle, die ihre Ausbildung bestehen – unbefristet.

Jungen Menschen Berufsaussichten mit Zukunft zu bieten, hat bei Opel Tradition – seit mittlerweile 160 Jahren.

Mai 2025

Text: Tina Henze, Fotos: Andreas Liebschner/Opel