The coast off Marseille: one of the most beautiful sailing areas in the Mediterranean was the venue for the Stellantis Sailing Challenge 2022. The Opel team (pictured here on the right) took part in the regatta for the first time.

Hart am Wind

Zusammen genommen haben sie viele Jahrzehnte Erfahrung in der Automobilbranche, verfügen über geballtes Wissen rund um Fahrzeugtechnik und haben schon mehrere Projekte gemeinsam gestemmt. Und dann finden sich die sechs Rüsselsheimer Kollegen auf einem Segelboot im Mittelmeer wieder und versuchen mit vereinten Kräften dieses große bauchige Vorsegel, den Spinnaker, auseinander zu tüdeln. Es hat sich nach einem Wendemanöver um sich selbst gewickelt und gibt sich äußerst widerspenstig. Währenddessen verrinnen wertvolle Sekunden und Minuten. Und ein Wettbewerber nach dem anderen segelt vorbei.

Wie viele Seemannsflüche die Crew in diesem Moment ausgestoßen hat? „Dazu möchte ich lieber schweigen“, sagt Marten Wittorf mit einem Schmunzeln. Außerdem sind die schönen Erinnerungen, die die sechsköpfige Opel-Crew von diesem Segelwochenende Ende Oktober mitgebracht hat, zu zahlreich. Die Kollegen waren bei einer Segelregatta am Start, zu der „Oxygene Stellantis“ jedes Jahr einlädt, eine Organisation, die im französischen Mutterkonzern für Sport- und Kulturevents verantwortlich zeichnet.

Sie waren unter dem Namen „2022 O/V Segelteam“ am Start (von links): Robert Förster, Thomas Uhlendorf, Joachim Schäfer, Joachim Alberti, Marten Wittorf und Martin Petermann.
Ausgangspunkt der zweieinhalb-tägigen Regatta waren die Îles du Frioul. Das Insel-Archipel liegt vier Kilometer westlich der französischen Hafenstadt Marseille.

„Dass wir keine tiefgreifenden Segel-Erfahrungen hatten, war kein Hinderungsgrund.“

– Marten Wittorf –

Dass sie alle keine tiefgreifenden und/oder nur lang zurückliegende Segel-Erfahrungen hatten, war für sie kein Hinderungsgrund. Im Frühsommer hatten die „Landratten“ im niederländischen Sneekermeer sicherheitshalber ihre Seetauglichkeit getestet – mit dem Ergebnis trotz einiger Defizite das Abenteuer wagen zu wollen. Also machten sie sich im Oktober auf den Weg nach Südfrankreich. Der Erfahrendste im Team, Joachim Schäfer, wurde zum Skipper ernannt. Marten Wittorf, Joachim Alberti, Thomas Uhlendorf, Robert Förster und Martin Petermann bildeten die Mannschaft.

Das Ziel: Nicht kentern

In Marseille traf die Crew auf die übrigen zwölf Teams aus dem Konzern, darunter Kollegen von Maserati. „Oxygene Stellantis“ organisiert die Regatta bereits seit 20 Jahren, insofern war den Rüsselsheimern klar, dass sie keine ernsthaften Chancen auf den Sieg hatten. „Wir hatten uns daher bescheidene Ziele gesetzt“, sagt Marten Wittorf. „Erstens: nicht kentern. Zweitens: sich und niemanden sonst verletzen. Drittens: nicht Letzter werden.“ Um Chancengleichheit zu gewährleisten, hatten alle Teams das gleiche Bootsmodell, ein „Archambault Grand Surprise“. Ein edler Segler, rund neuneinhalb Meter lang. Das ideale Segelboot für alle, die gerne schnell unterwegs sind. Und dank des bauchigen Vorsegels, dem Spinnaker, ist es auch bei wenig Wind agil. „Mit dieser Art Segel hatten wir keinerlei Erfahrungen“, merkt Wittorf an. Und das war nur eine Herausforderung von vielen.

Speed statt Komfort: Das Design der „Archambault Grand Surprise“-Boote ist auf Leistung ausgelegt. Daher lässt es sich auch bei mäßigem Wind noch segeln.
Spannende Startphasen, Kurs setzen, Wendepunkte wählen, Konzentration und Nervenstärke: Das Opel-Team hat sich bei der zweieinhalbtägigen Regatta gut geschlagen.

„Wir wurden immer besser und
harmonierten zusehends.“

– Marten Wittorf –

Schon das Kreuzen vor der Startlinie für die taktisch beste Startposition – äußerst anspruchsvoll. Zumal es mit 13 Booten auf dem Wasser unglaublich eng werden kann. Genauso wie an den Wendepunkten des Kurses. „Am Wind“, „Halbwind“, „Vor dem Wind“ – dazu kommt natürlich das permanente Anpassen des Segels. Die Regatta bestand wie üblich aus mehreren Wettbewerben über kurze und längere Distanzen. Einmal mussten die Teams die Îles du Frioul umrunden, die vier Kilometer westlich von Marseille im Mittelmeer liegen. „Und wir wurden immer besser, handwerklich sicherer und harmonierten zusehends“, schildert Wittorf. Für den Finaltag, den Sonntag, nahm sich das Team richtig viel vor. Doch dann machte Petrus ihnen einen Strich durch die Rechnung. „Es war herrliches Wetter – wir hatten aber leider nicht genügend Wind.“

Trotz allem gewonnen

Das Zusammentreffen mit 90 Stellantis-Kollegen aus ganz Europa hatte sich für die Rüsselsheimer Kollegen ohnehin schon mehr als gelohnt: „Das Kennenlernen und der Austausch untereinander – das ist der eigentliche Erfolg, den wir auf dieser Reise gefeiert haben“, bilanziert Wittorf. Dass das Opel-Team bei der nächsten Oxygene Stellantis-Regatta wieder dabei ist, ist relativ sicher. Sie könnte nächstes Jahr an Italiens Küste ausgetragen werden. Die Kollegen von Maserati haben sich bereits auf die Suche nach einer geeigneten Location gemacht. Und was ist aus den gesetzten Zielen worden? „Wir sind nicht gekentert und alle sind gesund geblieben“, nickt Marten Wittorf. Und Ziel Nummer drei, nicht Letzter zu werden? „Darüber reden wir ein andermal.“ Seemannsgarn zu spinnen, das müssen die Rüsselsheimer Kollegen noch lernen.

Umrundung des Insel-Archipels: Die Teams sind mit gesetztem Spinnaker, dem bauchigen, gelben Vorsegel, unterwegs, darunter auch das Boot des Opel-Teams (viertes von rechts).
Das Zusammentreffen mit 90 Stellantis-Kollegen aus ganz Europa war für die Crew aus Rüsselsheim ohnehin „der eigentliche Gewinn“ des Trips an die Mittelmeerküste.

Lust auf Segeln?

Wer sich für eine Teilnahme an der Regatta
„Oxygene Stellantis“ 2023 interessiert, kann
marten.wittorf@stellantis.com kontaktieren.
Alle Ausgaben für Anfahrt, Boot, Ausrüstung und
Unterkunft müssen selbst getragen werden.


November 2022

Text: Eric Scherer, Fotos: Giacomo Partipilo