Von Schnittlauch
und Franzosen-Gummi


In den Dolomiten schneit’s –
und die opel post definiert sich selbst


Mit einem winterlichen Blick auf einen Kapitän in den Dolomiten startet die Opel Post vor 60 Jahren ins neue Jahr. Und wie es sich für die Januar-Ausgabe gehört, sind im weiteren Heftverlauf auch einige Zahlen, Daten, Fakten zum gerade abgelaufenen Jahr zu finden: 207.010 Fahrzeuge hat Opel 1956 produziert – über 20.000 mehr als im Vorjahr! 28.696 Mitarbeiter sind in Rüsselsheim mittlerweile beschäftigt. Ein Plus von 3.000 im Vergleich zum Jahr davor. Das Wirtschaftswunder schreitet weiter voran. Opel Post-„Schriftleiter“ Karl Heinz Mai beschreibt auf der letzten Seite anschaulich das Selbstverständnis seines Mediums: „Eine Werkszeitschrift ist keinesfalls ein seelischer Massensog für Eigenbrötler, die, zu ihrem Pech, immer das in ihr suchen, was niemals drin sein kann, weil es nicht hineingehört! Sie soll aber auch nicht ausschließlich nach Feilspänen und Maschinenöl riechen, um zu beweisen, wie seriös sie ist. Nein, die Redaktion hat es nicht leicht: Sie soll eine journalistische Suppe kochen, nicht zu teuer, nicht zu extravagant, eine Suppe, der sowohl tausend Vegetarier als auch tausend Fleischliebhaber und tausend solche, denen nie etwas schmeckt, mit gleichem Behagen zusprechen…“.


Ob an der Werkbank oder in der Chefetage
Ein Zahnrad greift ins andere


Auch im Betrieb läuft alles wie geschmiert: Dafür, dass diese hochmoderne Tellerräder-Fräsmaschine ohne Qualitätsverlust weiterläuft, sorgt gerade Werker Alfred Schmidt, der bereits seit 1939 der Opel-Familie angehört. Auch in der Chefetage greift ein Zahnrad ins andere: In Kürze steht in Rüsselsheim ein Werksleiterwechsel an. C.A. Riddell, der zu GM nach Detroit zurückkehrt, übergibt die Geschäfte an G. Winstrom.

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Gib Gummi
Erste vollautomatische Reifenmontage


Da staunt der Opel Post-Reporter: „Könnte der alte Dunlop das sehen, er würde den Nachfahren seines Gartenschlauchs kaum wiedererkennen.“

 

Das nächste Kapitel Industriegeschichte: Im K40 hat die erste vollautomatische Reifenmontage ihren Betrieb aufgenommen. Opel war übrigens das erste deutsche Automobilwerk, das seine Fahrzeuge serienmäßig mit schlauchlosen Reifen ausrüstete. Da riskiert die Opel Post natürlich einen Blick. Und findet, dass der Job für die wenigen menschlichen Arbeitskräfte, die in dem Bereich noch verblieben sind, „durchaus kompliziert“ ist – „wenn man bedenkt, dass nicht

nur Kapitän- und Olympiawagen besondere Reifengrößen erhalten, sondern dass auch zwischen Weiß- und Schwarzwand, aber auch zwischen den Fabrikaten und verschiedenen Zollgummiarten zu unterscheiden ist.“ Denn Opel, die nach Frankreich gehen, müssen dementsprechend mit „französischem Gummi“ ausgestattet werden. Reifen, neuester Stand.

 




 

Vorsicht, Satire: Immer mehr Besucher kommen ins Werk, um sich die Produktion anzuschauen. Für die Belegschaft existieren jedoch keine offiziellen Verhaltensvorschriften gegenüber „Betriebsbesichtigern“. Daher nehmen sich die Opel Post-Humoristen dem Thema an. Ein Beispiel aus ihrem Regel-Katalog: „Machen Sie vor allem andere Wagen-Typen nicht schlecht. Es gibt ausgezeichnete Handwagen, Briefwaagen, Kinderwagen.“

 


VEREIN DEUTSCHER INGENIEURE
Den Fortschritt der Technik darstellen


Was lag näher – im wahrsten Sinne des Wortes? Seit April 1956 verfügt der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) auch in Rüsselsheim über eine eigene Ortsgruppe, deren Vorsitz der technische Direktor von Opel, E.h.K. Stief, übernommen hat – und die sich, wen wundert’s, hauptsächlich aus Technikern und Ingenieuren des Hauses zusammensetzt. Ihre wesentliche Aufgabe sieht die Gruppe darin, technische und naturwissenschaftliche Vortragsveranstaltungen zu organisieren, „um auf diese Weise der Fortbildung und Unterrichtung über die Fortschritte der Technik zu dienen.“ Dieser selbstauferlegten Pflicht kommt sie rührig nach, wie die Opel Post berichtet: Ein rundes Dutzend Veranstaltungen hat die Gruppe bereits auf die Beine gestellt, allesamt gut besucht.

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„RATSCHLÄGE FÜR DEN HAUSHALT“ 
Trikots bügeln und Schuhe putzen


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Eine Opel Post darf nicht nur nach „Feilspänen und Maschinenöl“ riechen – das hat der „Schriftleiter“ bereits an anderer Stelle deutlich gemacht. Drum enthält diese Ausgabe auch Tipps für Haushalt und Garten. So erfährt der geneigte Leser, wie er frisches Suppengrün durch den Winter bringt,

fachmännisch – oder doch fachfraulich? – Trikotwäsche bügelt und nachhaltig Schuhe putzt. Später wird noch auf die außerordentliche Gefährlichkeit von „Tintenstiftverletzungen“ hingewiesen. Sage ja niemand, das sei unnützes Wissen!

 

 

 

 


Hier können Sie die komplette Opel Post-Ausgabe vom Januar 1957 herunterladen.

 

Stand Januar 2017

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Text: Eric Scherer