Herrschaftszeiten!

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Das europäische Opel-Händlernetz zeichnet sich durch eine große Tradition und Loyalität aus. In der Serie „Opel forever“ stellen wir langjährige Betriebe vor. Heute: das Opel Autohaus Hüppe in Raesfeld im Münsterland.

Die Hupe ist der Hit. Wird der mittig im hölzernen Armaturenbrett platzierte Knopf aus Messing gedrückt, ertönt ein lautes, rhythmisches Fiepen. Wie das geht? Werner Hüppe, Opel-Händler und passionierter Sammler aus Raesfeld im Münsterland, klärt auf. Der Knopf wirkt auf einen der vier Dekompressionshebel. Und beim Verdichtungshub wird buchstäblich heiße Luft durch ein Ventil gepresst. Ein bisschen La Cucaracha in einem sonst bis in seine letzte Faser würdevollen Automobil. Als der 18/48 PS im Jahr 1919 bei Opel gebaut wurde, gab es zwar in Deutschland keinen Kaiser mehr, aber dieses Monument von einem Automobil hätte einem Monarchen gut gestanden. (Kaiser Wilhelm hat übrigens tatsächlich auf einem Opel das Fahren gelernt.)

Alles an diesem Opel wirkt massiv. Kühlergehäuse und Scheinwerfer aus Messing, Motorhaube aus blankem Stahl, Aufbau aus – Holz. Am liebsten macht Werner Hüppe beim Restaurieren alles selbst, doch Holz, das ist nicht sein Werkstoff, da hat er einen Stellmacher werken lassen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen.


Ein bisschen La Cucaracha Der 18/48 PS, Baujahr 1919, ist nicht nur ob seiner Abmessungen ein majestätisches Fahrzeug.


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Werner Hüppe, Baujahr 1943  Er übernahm Anfang der sechziger Jahre vom Vater eine Fahrrad- und Motorradwerkstatt.

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Replika Der Nachbau eines Super 6 Geländesport.

Nicht nur passt alles perfekt, nicht nur stimmen die Proportionen bis ins kleinste Detail. Selbst die Maserung der Holzteile wurde sorgfältig ausgewählt und sorgt für schöne Kontraste. Unter der Haube ruht ein geschmeidig laufender Vierzylinder mit 3,5 Litern Hubraum. 48 PS, die Zahl wirkt ein wenig schwach, gerade auch angesichts der beträchtlichen Länge und Höhe des 18/48 PS.

Doch der majestätische Opel tritt nicht nur druckvoll an, er verblüfft auch mit seiner Elastizität. Im direkten Gang bei 25 km/h voll drauftreten? Überhaupt kein Problem. Ohne Aussetzer, ohne Vibrationen zieht die von einem Steigstromvergaser beatmete Maschine durch.

 

 

15/60 PS, die Krönung der Messing-Ära

 

 

Auf einem Bein kann man nicht stehen und deshalb hat Werner Hüppe einen zweiten 18/48 PS. Mit konventioneller stählerner Karosserie, vier Sitzen und zwei klappbaren Sitzen dazwischen, für den Ausflug mit der größeren Familie. Damals waren die Menschen kleiner und dafür die Familien größer. Besonders stolz ist der Westfale aber auf seinen 15/60 PS, Opels Spitzenmodell und Krönung der Messing-Ära, außerdem der erste Sechszylinder des Hauses. Den Motor hat er lange suchen müssen und schließlich in Schweden gefunden.

Werner Hüppe dreht zugleich auf und ruht in sich, wenn er mit einem seiner Oldtimer fährt, daran schraubt oder auch nur darüber erzählt. Seine Augen leuchten. „Ich habe da noch etwas ganz Besonderes.“ Allerdings. So oft sieht man weder einen 1,8 Liter Moonlight Roadster noch gleich zwei Motoclub oder gar den Super 6 Geländesport, wenn auch die Karosserie eine Replika ist. Bekannt ist heute nur noch ein einziger originaler bei Autenrieth aufgebauter Geländesport.

 


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Showroom im Autohaus Hüppe Hier finden sich neben den aktuellen Opel-Modellen jede Menge Klassiker wie der 15/60 PS. Werner (rechts) und Volker Hüppe (links) glauben an die Marke Opel. Der Nachwuchs, Leonhard Hüppe, steht bereit. Im Autohaus Hüppe arbeiten insgesamt gut 20 Mitarbeiter – neben den Verkaufsberatern gleich zehn Servicetechniker und Kfz-Mechatroniker, darunter Spezialisten für Unfallinstandsetzung oder Finishen.


Die modernen Herausforderungen eines Opel-Händlers? Girls‘ Day. Das Mädchen soll zum ersten Mal im Leben eine Zündkerze einschrauben und, damit die Aufgabe auch einen Reiz ausstrahlt, in den Einzylinder der Motoclub. Werner Hüppe holt eine zweite Motoclub aus dem Showroom. Dort stehen auch weitere Oldtimer. Zahlreiche weitere. Showroom hat 1936 noch niemand gesagt und bei der Firmengründung in jenem Jahr gab es auch keinen. Hüppe, heute in der dritten Generation, verkauft seit 1962 Opel. Das im Jahr der Kadett-Einführung einsetzende Momentum sorgte schnell für Erfolg und Wachstum. Obwohl Raesfeld mit gerade 12.000 Einwohnern keinen großen Absatzmarkt bietet, dafür aber mit gleich zwölf freien Werkstätten große Konkurrenz. Sohn Volker räumt denn auch ein, den Betrieb allein mit dem Neuwagenabsatz nicht stemmen zu können.

 

Die Erfolgsfaktoren? Sich kümmern, kümmern und immer wieder kümmern.

 

Die Erfolgsfaktoren? Sich kümmern, kümmern und immer wieder kümmern, eine kompetente Werkstattleistung bieten – „natürlich reparieren wir Getriebe!“ – und auch über das Gebrauchtwagengeschäft jeden Tag versuchen, jeden Kundenwunsch zu erfüllen. Werner und Volker Hüppe glauben an die Marke Opel und an die Zukunft ihres Unternehmens. Vorn neben der Direktannahme entstehen demnächst zwei weitere Arbeitsplätze, erläutert Volker Hüppe. Enkel Leonhard nickt. Wo und was er später arbeiten wird, steht bereits fest.

„Hauptziel war, ist und bleibt, durch kompetente Beratung und individuellen Service auf die Kundenwünsche einzugehen“, unterstreicht Volker Hüppe. Opel-Händler zu sein, sei kein Verkaufsgeschäft. „Wir verstehen uns als Partner unserer Kunden für Mobilität und alle Dienstleistungen rund ums Auto.“ Der Opel-Händler Werner Hüppe – er ist gelernter Maschinenschlosser und Autoschlosser – redet nicht über sich, und wenn, dann nur kurz. Eher über seine Passion für die Marke Opel und über seine Messingautos. Ein typischer Satz von Werner Hüppe geht so: „Kommen Sie, das müssen Sie sehen!“ Und dann: „Ist das nicht herrlich? Was die sich damals ausgedacht haben? Und das funktioniert immer noch, nach hundert Jahren!“ Es ist ein Opel-Autohaus, in dem die Passion für die Marke über drei Generationen hinweg zu Hause ist.

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Krönung der Messing-Ära Der 15/60 PS, Opels Spitzenmodell, außerdem der erste Sechszylinder des Hauses.

Verwurzelt in Raesfeld Die Anfänge Firma gehen bis ins Jahr 1934 zurück. Seit 1962 ist der Betrieb Partner der Opel Automobile GmbH und seit 1990 offizieller Opel-Händler.


Die etwas andere Probefahrt
Unterwegs im 4/8 PS, wie ein Landarzt


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Vor gut einhundert Jahren eroberte Opel mit dem Doktorwagen die deutschen Straßen, pardon, Schotterpisten und Feldwege. Der 4/8 PS wurde als Doktorwagen zur Legende. Wie man ihn ankurbelt? Eine Anleitung für Rechtshänder:

  1. Doktorwagen erklettern, von links, rechts sind die außenliegende Schaltung und die Handbremse davor.
  1. Zündung einschalten, Gang rausnehmen, Handbremse arretieren, Gashebel am Lenkrad auf Dreiviertelvoll.
  1. Doktorwagen verlassen, linke Motorhaube in Fahrtrichtung öffnen, vorsichtig das etwas labile Blech ablegen, Tupfer über der Schwimmerkammer betätigen, bis sie überläuft. Bei Dunkelheit geht das auch, der Duft bietet genug Orientierung.
  2. Haube schließen, sich vorher noch einen Moment am vielen Messing freuen, dann vorm Kühler Haltung annehmen, mit der linken Hand an der in Fahrtrichtung rechten Blattfederaufnahme abstützen, tief durchatmen, die Startkurbel vorschieben, nach oben drehen, dann mit dem Oberkörper als Schwungmasse mit aller Kraft runter und, immer noch unter Einsatz der eigenen Körpermasse, wieder rauf.
  3. Lässig grinsen, wenn es im ersten Versuch geklappt hat, Doktorwagen besteigen und sich über das harte, bissige Zupacken der Lederkonuskupplung erschrecken, wodurch es mit dem Grinsen auch gleich wieder vorbei ist.

 

Stand Januar 2018

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Text und Fotos: Stefan Heins