“I had a good time with these two”: Giorgio Schön has added the Opel GT and the Commodore from the Conrero racing team to his collection.

Ikonen in Blau-gelb

Giorgio sitzt auf einer Holzbank und gießt Wein in drei Gläser. Dabei schmunzelt er so sanft, wie es nur einer vermag, dessen Leben erfüllt war. „Salute!“, sagt er ruhig und hebt das Glas. Als der Wein die über die Zunge rennt, erahnen wir, dass dieses Treffen viel Potenzial hat, sich zu verrennen. Es gibt so viele Geschichten in Giorgios Leben, die wir unbedingt hören und aufschreiben wollen. Da wäre diese unglaubliche „Martini Racing Lancia“-Sammlung, die Übernahme des italienischen Design- und Entwicklungsbüros Zagato in den 1990er Jahren oder das Leben als einer der größten Ferrari- und Maserati-Händler Europas. Und das ist nur ein Teil von dem, was Giorgio Schön ausmacht. Nein, wir bleiben standhaft. Und springen direkt zu den Anfängen seiner Rennfahrer-Karriere.

Also, Giorgio, wie ging das damals los?

„Zusammen mit einem Freund legte ich jede Woche 10.000 Lire zur Seite. Nach einem Jahr hatten wir so einen Mini Cooper S zusammen. Damit starteten wir 1968 bei der Rallye Monte Carlo. Ins Ziel schafften wir es nicht – aber unsere Vorstellung überzeugte Pirelli und den Jolly Club, uns mit Reifen zu versorgen.“ Seiner Mutter erzählte er erst zwei Jahre später, dass er Rennen fuhr. Damals dann schon auf einem Porsche 911. Sie sagte nur „Fahr langsam!“. An den Rat hat er sich wohl nicht so richtig gehalten: 1971 gewann Giorgio die italienische Sprintmeisterschaft mit seinem Porsche – vor zwei schnellen Werks-Opel GT. Die Autobauer aus Rüsselsheim verpflichtete ihn daraufhin für die Rennsaison 1972. Schön startete beim Vierstunden-Rennen in Monza mit dem Dreiliter-Commodore A und bei der „echten“ Targa Florio auf dem Opel GT.

Mit dem Dreiliter-Commodore A startete Giorgio Schön beim Vierstunden-Rennen in Monza, mit dem Opel GT bei der Targa Florio.
Der Turiner Tuner Virgilio Conrero hatte die Leistung des GT-Motors auf über 180 PS erhöht und die Aerodynamik optimiert.
1971 nehmen Giorgio Pianta und Giorgio Schön in Sizilien in der Einspritz-Version des Conrero GT Platz.
Das Armaturenbrett zeigt sich seriennah. Hinter dem Fusina-Schalensitz befinden sich Tank und Reserverad.
Die Farben des Conrero-Rennstall sind Blau-gelb – die Farben der Stadt Turin. Die verbreiterte Karosserie ist genietet.

Virgilio Conrero an ist in der Welt schneller Autos als „Il Mago“, der Magier, bekannt.

Durch Siziliens Bergdörfer: Die Targa Florio ist eine der ältesten Straßenrennstrecken der Welt. Von 1906 bis 1977 fanden hier Autorennen statt ­– durch eine traumhafte Landschaft, vorbei an Trattorien, Kirchen und Marktplätzen.

An diesem Punkt gönnen wir uns noch ein Schlückchen Rotwein. Denn wir sind am Ziel unserer Reise. Es geht um diese beiden Opel. Zwei blau-gelbe Schmuckstücke, die Giorgio Schön zwar nur eine Saison lang bewegte – sie trotz all der Porsche, Lancia und Alfas aber nie vergessen hat. Vor ein paar Jahren wollte er die Rennwagen zu sich holen. Doch die gab’s nur mit einer kompletten Sammlung zu kaufen. Also kaufte Giorgio die Sammlung, veräußerte die anderen Autos nach und nach. Und hatte seine beiden Opel wieder. „Ich verbinde mit den beiden eine gute Zeit“, sagt er ruhig, nimmt noch einen Schluck, bevor er uns die Opel ausführlich zeigt.

Was macht die beiden Opel so besonders?

Vor allem der blau-gelbe GT hat Geschichte geschrieben. Sie beginnt mit Romano Artioli – Ende der 1960er Jahre Präsident der italienischen GM-Händler, Opel-Händler und Inhaber der „Garage 1000 Miglia“ in Bozen. 1969 bekommt er den ersten GT nach Italien geliefert und erkennt das Potenzial des Autos. Ohne Umwege klopft er bei Virgilio Conrero an, der in der Welt schneller Autos als „Il Mago“, der Magier, bekannt ist. Der Tuner aus Turin soll aus dem GT einen Rennwagen machen, der die Zweiliter-Gruppe in Italien aufmischt. Diese dominieren damals vor allem schnelle Porsche. Conrero lehnt zuerst ab, fasst sich später aber doch ein Herz. Wenn er auch nur geringe Chancen sieht, die Vier- und Sechs-Zylinder Porsche zu schlagen. Zudem fehlte bis dato die Homologation in der Gruppe 4. Konsequent überarbeitet Conrero den flachen GT, steigert seine Leistung auf über 180 PS und macht ihn zu einem konkurrenzfähigen Sportgerät.

Sicher ist sicher: Auf einem handgeschriebenen Zettel hat sich Giorgio Schön notiert, wie er den Opel GT zum Laufen bekommt.
Die Conrero-GTs sorgen für Furore. In der italienischen Opel-Werbung heißt es seinerzeit „Opel: corre et vince“ – Opel rennt und gewinnt.
Vorbild für die gelb-blaue Farbgebung des GT war der Conrero Commodore Gruppe 2.
Rund 300 PS brachte der Commodore zum Beispiel bei der Coppa Belmonte auf die Straße.
Ausgestattet ist er mit einem Querstrommotor.

Anfang der 1970er Jahre gelingt es, die Porsche nicht nur zu ärgern, sondern zu schlagen.

Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten: Anfang der 1970er Jahre gelingt dem Conrero-Rennstall mit viel Akribie und Erfahrung, die Porsche in der Zweiliter-Klasse nicht nur zu ärgern, sondern gar zu schlagen. Besonders bei der „Targa Florio“ 1971, einem Lauf zur Marken-Weltmeisterschaft, bei dem Salvatore Calascibetta und Paolo Monti den Klassensieg erringen. Obendrein holen sie sich auch den 9. Rang im Gesamtklassement und damit eine Platzierung unter den Top Ten in einem internationalen Spitzenfeld.


Oktober 2023

Text und Fotos: Dani Heyne