Zwischen Feuer, Fantasie und Fahrspaß

Dem Redaktionsteam um Eckhart Bartels gehen die Themen nicht aus: Opel hat Geschichte – und das Jahrbuch bringt sie jedes Jahr neu zum Leuchten. Cabrio-Träume, vergessene Studien und leidenschaftliche Tüftler: Die 28. Ausgabe zeigt, wie viel Stoff in der Marke steckt und warum ihre Fans nicht müde werden, immer neue Facetten zu entdecken. Prof. Dr. Friedrich Indra, 85, längst eine Legende der Opel-Vorausentwicklung, steuert einen Gastkommentar bei.

Das Feuer, das inspirierte

Wer zum Beispiel weiß noch, dass die Opel-Entwickler im Anschluss an die Brandkatastrophe, die 1911 fast das ganze Rüsselsheimer Werk zerstört hatte, sich daran machten, Lösch- und Leiterwagen zu konstruieren? Anscheinend hatte ihnen die Horrornacht vom 20. August offenbart, dass es in punkto Brandschutz einiges zu verbessern gab. Eckhart Bartels erzählt die Geschichte nach und präsentiert ein paar Fotos der historischen Feuerwehren. Ein besonders schönes von einem Lösch- und Einsatzfahrzeug, das die Rüsselsheimer für die städtische Feuerwehr im belgischen Antwerpen fertigten.

Holladrio, hier kommt ein „Calibrio“!

Was ist ein „Calibrio“? Der Name verrät’s: eine Cabrio-Version des Opel Calibra. Opel spielte um 1990 mit dem Gedanken einer Serienfertigung, verwarf die Idee aber aus Kostengründen. Danach boten externe Karosseriebauer TÜV-gerechte Umbauten an. Die edelste Variante kam von Autostyling Hornstein am Bodensee – 23.900 D-Mark allein für den Umbau, nachdem der Calibra ab Werk schon zwischen 34.850 und 41.100 D-Mark gekostet hatte. Elegant ja, Erfolg nein.Andere Spezialisten waren günstiger: SFJ Styling aus Hagenbach verlangte für den „Calibra Aero“ 11.500 D-Mark, Piecha-Tuning bot Bausätze für 3.700 D-Mark an. Die Cabrio-Manie jener Jahre erfasste auch weitere Opel-Modelle. Die Bieber-Cabrio’let GmbH in Borken etwa bot ein Kadett-Cabrio an – nicht schön, aber gefragt.

Der„Sunroof“-Ascona und seine Variationen

Auf ausdrücklichen Leserwunsch präsentiert das Opel Jahrbuch 2026 eine umfassende Typologie des Ascona C, der von 1981 bis 1988 vom Band lief. Im Anschluss richtet Eckhart Bartels den Fokus speziell auf das Ascona Cabriolet, das ungefähr im gleichen Zeitraum von mehreren Karosserieschneidern angeboten wurde. Ein offizielle „Sunroof“-Version sorgte bei der Internationalen Automobil-Ausstellung 1981 zwar für Aufsehen, wie der damalige Design-Chef George A. Gallion sich erinnert. In Serie ging das Einzelstück aber nicht. Dafür boten verschiedene Tuning-Spezialisten Ascona-Cabrios an. Die schickste war bei Auto-Keinath in Dettingen bei Urach ab 38.850 D-Mark zu haben.

Ein Kapitän, der keiner werden durfte

Eine besondere Entdeckung: ein offener Opel Kapitän von 1951. Die Ersten Darmstädter Karosseriewerke Authenrieth bauten 1952 vier Cabriolets für die britische Militärpolizei. Meister Trüby wollte Opel danach eine Kleinserie schmackhaft machen und präsentierte ein Muster, das Zustimmung fand. Doch 1953 revolutionierte die neue „Pontonform“ den Kapitän – das Projekt wurde gestrichen. Das Einzelstück ging in Privatbesitz über und tauchte 1983 in Husum auf, in erbarmungswürdigem Zustand. Erst 1998 gab der Besitzer seine Restaurierungspläne auf. Weitere 13 Jahre vergingen, bis die Rarität – fachgerecht restauriert und mit H-Kennzeichen – wieder auf der Straße erschien. Das Jahrbuch zeigt sie im Bild, zusammen mit weiteren Opel-Pretiosen aus der Authenrieth-Tradition.

Sieh an, eine Wandbild-Zeitung

In den Inflationsjahren nach dem Ersten Weltkrieg waren Zweiräder begehrter als Autos. Opel bediente die Nachfrage dank Fließbandfertigung perfekt: 1927 lief alle sieben Sekunden ein Opel-Rad vom Band. Schon 1916 hatte man das einmillionste Fahrrad gefeiert. Damals erfand die Opel-Werbung die „illustrierten Blätter“ – DIN-A2-Seiten, von Händlern gerahmt und im Betrieb aufgehängt. Eine Wandbild-Zeitung, wie es sie sonst nirgends gab. Vor allem Fahrräder wurden darin beworben.

Der Nobel-Opel „Havana“

Holsheimer? Opel-Freunden ist der Name vertraut: Albertus Holsheimer war einer der prägenden Designer. Sein Sohn Henk folgte den Fußstapfen seines Vaters: Studium in Pforzheim, Praktikum bei Opel, Diplomarbeit über „Eine neue Baureihe der Oberklasse für die Adam Opel AG“. Ergebnis: eine faszinierende Studie eines futuristischen Luxus-Opels, den er „Havana“ taufte – inspiriert von einem Foto des Supermodels Linda Evangelista mit kubanischer Zigarre. Der „Havana“ sorgte 2000 auf der Diplomschau in Pforzheim für Aufsehen. Heute befindet sich das Modell in Privatbesitz.

Das „Jahrbuch Opel 2026“ ist ab sofort im Handel erhältlich. Es ist im Podszun-Verlag erschienen, hat 144 Seiten und kostet 18,90 Euro (ISBN: 978-3-7516-1185-5).

Übrigens: Über die Homepage „opel-jahrbuch.de“ oder die Facebook-Seite „OPEL Jahrbuch seit 1999“ hat jeder Fan der Marke die Möglichkeit, an die Redaktion mit Themenvorschlägen heranzutreten.


Dezember 2025

Text: Eric Scherer, Fotos: Opel Jahrbuch 2026